Kein einziges Thema war nicht spannend

Axel Weiß ist Redakteur beim Südwestrundfunk. Er arbeitet in der Fachredaktion Umwelt und Ernährung des SWR und ist als Moderator der Natur- und Umweltsendung „natürlich!“ tätig. Mit dem studierten Biologen und Medienwissenschaftler sprach Uwe Schmalenbach über die Präsenz von Klimaschutzthemen im TV.

Vor den Dreharbeiten wird Axel Weiß (links) von Tonmann Solaiman Kabir mit einem Mikrofon und Sender „verkabelt”. Fotos: Schmalenbach



Was ist der Grund, dass der SWR heute hier in den Westerwald gekommen ist, um über die Bahn-Reaktivierungspläne der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) einen Beitrag zu drehen?

Unser wöchentliches Natur- und Umweltmagazin „natürlich!“. Wir sind zwischen Eifel und Bodensee unterwegs und gucken nach Themen, die in irgend einer Form für unsere Zuschauenden interessant sind aus den Bereichen Natur, Landwirtschaft, Umwelt. Da ist die Reaktivierung von Bahnstrecken, Klimaschutz durch Verlagerung von Transporten zurück auf die Schiene ein großes Thema, finde ich!



Warum?

Es gibt nach meiner Beobachtung sehr viele Defizite, vor allem in Rheinland-Pfalz. Ich finde es ganz spannend, dass hier der Versuch unternommen wird, die Bahn wieder stärker in den Gütertransport einzubinden – das ist uns allemal einen Bericht wert.



Befasst ihr euch im Vorfeld eines Drehs intensiv mit dem Thema oder geht ihr einfach hin nach dem Motto „Wir gucken mal, was wir da vor Ort vorfinden?“

Ich muss mich natürlich schon im Vorfeld damit beschäftigen. Denn es ist immer die Frage, mit welchem Fokus man an ein solches Thema herangeht. Was für Details gibt es? Man hat natürlich ebenso mit unterschiedlichen Interessen zu tun, und die sind nicht immer deckungsgleich. Hier ist es ganz wichtig, einigermaßen den Überblick zu haben, was der Hintergrund einer solchen Aktion ist.



Du bist ein „Gesicht der Sendung“ und präsentierst die unterschiedlichsten Inhalte. Gibt es Themen, die dich persönlich stärker interessieren und andere vielleicht weniger?

Das bleibt überhaupt nicht aus, dass man seine eigene Sichtweise einbringt; das ist auch kein Fehler. Ich finde halt Transparenz ganz wichtig, dass man deutlich macht, wo man steht und wie man solche Dinge sieht. Wobei: Ich mache das jetzt seit neuneinhalb Jahren, und es gab noch kein einziges Thema, das ich nicht spannend gefunden hätte! Manche Dinge erschließen sich ja auch erst dadurch, dass man sie aufgreift. Man arbeitet sich hinein, spricht mit den Leuten, die sich engagieren, und denkt: „Wow, das ist ein spannendes Kapitel, weil viel mehr dranhängt, als man zunächst geglaubt hatte.“



Also kann es passieren, dass du im Rahmen einer Reportage eine ganz andere Meinung zu etwas bekommst?

Ja klar! Ich bin ja schon vom Job her gehalten, offen zu sein für sämtliche Informationen egal von welcher Seite. Meine Aufgabe ist es, sie einzuordnen und daraus meine Schlüsse zu ziehen und sie entsprechend wiederzugeben. Es gab schon Fälle, da habe ich „bei A“ angefangen und bin am Ende bei K und L und M gelandet, was ich selber nicht gedacht hätte.



Und heute ist das Thema doch sicher ebenfalls sehr spannend für dich, oder?

Ich finde es ausgesprochen spannend – weil ich es ehrlich gestanden für eine Katastrophe halte, wie wir zugelassen haben, dass ein funktionierendes, klimafreundliches Verkehrsmittel wie die Bahn seit 1992 durch die absehbar gescheiterten Privatisierungsbemühungen systematisch kaputt gemacht worden ist. Die Bahn könnte heute einen ganz anderen Stellenwert haben; wir wären dankbar für die einhergehenden Klimaschutzeffekte. Nur: Es sind viele Strecken komplett verschwunden, andere sind „nur“ stillgelegt worden. Ansonsten ist die Gesamt-Bahn in einem völlig maroden Zustand; und der Bundestag hat zugesehen, die Verkehrsminister haben das mitgestaltet. Da kann ich einfach nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen als Umwelt-Journalist und sagen: „Wie konnte man das wider besseren Wissens so zulassen?“ Umso wichtiger finde ich, dass man an den Stellen, wo man noch etwas ändern kann – so wie hier –, Bahnstrecken tatsächlich wieder nutzt!


Weshalb?

Bei den Dreharbeiten lässt sich der SWR-Journalist auch das derzeitige Ende der Bahnstrecke zwischen der Rosenheimer Lay und Elkenroth zeigen.

Nur so können sie eine wichtige Rolle spielen in unserem Kampf gegen die Klimakrise. Und was ich an Plänen gesehen habe zu dem, was Markus Mann vor hat – nämlich die Nutzung und Erweiterung der Bahnstrecke in Richtung seines Sägewerkes – finde ich sehr plausibel und nachvollziehbar und im Hinblick auf mehr Klimaschutz eine gute Sache. Das ist zumindest das Bild, das ich als Umwelt-Journalist von außen betrachten kann. Ich wüsste nicht, was gegen das Vorhaben spricht. Insofern würde ich mir noch mehr solche Beispiele wünschen.



Haben wir als Medien das Thema Klimaschutz generell und gerade solche Beispiele, wie wir es hier bei der „Westerwaldbahn“ sehen, zu lange vernachlässigt? Beziehungsweise waren solche Themen in den letzten zehn Jahren ausreichend repräsentiert in den Programmen und Zeitungen?

Ich denke, wenn man sich anguckt, was in den großen Leitmedien an Themen und in welchem Umfang behandelt wird, dann ist der Klimawandel, die Klimakrise und ihre Konsequenzen etwas, das erst in jüngerer Vergangenheit – nachdem die Folgen wie zum Beispiel mit unseren sterbenden Wäldern unübersehbar geworden sind – wirklich breit in den Fokus genommen worden ist. Es gab natürlich einige Medien, die das stärker thematisiert haben. Und in unserer SWR-Umweltredaktion gab es Journalisten, die haben schon vor 30 Jahren über den nötigen Klimaschutz berichtet. Aber dass das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, ist noch nicht so ganz lange der Fall. Und an diesem dicken Brett ist noch immer viel zu bohren, da sind wir bei weitem noch nicht da, wo wir sein müssten. Denn die Folgen sind wirklich dramatisch, und das werden unsere Enkel ausbaden müssen. So wie sie jetzt schon, in anderen Teilen des Planeten, Menschen ganz konkret ausbaden. Deswegen finde ich solche Aktionen wie hier, wo konkret etwas passiert, so wichtig.

Begrüßung auf dem Bahnsteig

Die Dreharbeiten sind aufwendig, nehmen recht viel Zeit in Anspruch. Den ganzen Tag über ist das Team des Südwestrundfunks (SWR) mit Markus Mann unterwegs: Scheuerfeld, Steinebach, „Schwedengraben“, Bindweide, Rosenheimer Lay, Weitefeld und schließlich das WWP-Firmengelände in Langenbach sind die Stationen, die die Fernsehleute besuchen und an denen sie Szenen für ihren geplanten Beitrag des Magazins „natürlich!“ filmen. Der greift die Pläne der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) auf, die entwidmete Strecke der „Westerwaldbahn“ über den Bahnhof Rosenheimer Lay hinaus zu reaktivieren, um darauf im Sägewerk des Unternehmens benötigtes Rundholz per Zug zu transportieren.

Kamerafrau Tarja Kühne dreht das Eintreffen des Holzzuges am Bahnhof Bindweide.

Der Bahnhof Bindweide ist heute ein moderner Betriebshof der „Westerwaldbahn GmbH“, die dort Werkstatt und Waschstraße für Busse und Schienenfahrzeuge sowie Büros betreibt. Auf den Gleisen neben den Gebäuden kommt – beobachtet und eifrig fotografiert von einer Handvoll „Train Spottern“ – gerade eine rot-schwarze Lok der Baureihe 215 an. „Für Steilstrecken zugelassen“, steht an der Seite der gut 16 Meter langen Zugmaschine. Im Schlepptau hat sie zwei Rungenwagen, die mit Rundholz für die „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) beladen sind. Die Lok hält an, aus dem Führerstand steigt „natürlich!“-Moderator Axel Weiß aus und wird vom ihn bereits am „Bahnsteig“ erwartenden Markus Mann begrüßt…

Die (gestellte) Szene ist eine des am Ende zwischen sieben und acht Minuten langen Films der Sendung, laut ARD-Selbstdarstellung „das Umwelt- und Naturmagazin für den Südwesten – macht Lust auf Natur, bietet faszinierende Einblicke, gibt nützliche Tipps und beschäftigt sich auch mit dem, was unser Ökosystem bedroht.“

Mit Philippe Lamielle (links) sucht Redakteur Henning Winter den richtigen Blickwinkel für die kleine Kamera, die außen an der Lok befestigt werden soll.

Der Klimawandel, verursacht vom viel zu hohen Ausstoß an CO2, ist zweifelsohne eine ökologische Bedrohung. Das Vorhaben der WWP, Rundholz deswegen künftig nicht mit Lastwagen, sondern auf der Schiene zum firmeneigenen Sägewerk liefern zu lassen, gilt als Klimaschutzmaßnahme, da der Transport per Lkw siebenmal mehr CO2-Ausstoß bedeutet als der mit dem Zug (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete).

Nein, geeignete Inhalte für „natürlich!“ zu finden, sei grundsätzlich überhaupt nicht schwer, erläutert Henning Winter, Redakteur der Sendung und Teil des Teams im Westerwald. Und auch, wenn die in „natürlich!“ aufgegriffenen Themen wie der Klimawandel einen ernsten Hintergrund haben, sei es wichtig, dass die filmische Umsetzung stets attraktiv und optisch toll sei: „Was bringt es, wenn die Leute abschalten, weil ein Beitrag langweilig ist?“, gibt Winter zu bedenken. „Dann bekommen wir die Botschaft ja nicht rüber!“ Zudem sei „natürlich!“ letztlich auch ein Unterhaltungsformat.

Für dieses ist eine Kernmannschaft von etwa 30 Menschen beim SWR aktiv. Hinzu kommen Kamera- und Tonleute (die häufig als „Freie“ tageweise für die jeweiligen Beiträge gebucht werden) sowie „Cutter“, die den Schnitt des Rohmaterials erledigen.

Julian Cleff ist beim Beitrag über das Bahnprojekt der WWP als Tontechniker dabei, Philippe Lamielle als Kameramann, seine Kollegin Tarja Kühne als Kamerafrau, Tonmann und Kameraassistent Solaiman Kabir komplettiert das Team. Zusammen mit Moderator Weiß und Redakteur Winter diskutieren sie den ganzen Tag über immer wieder Details der richtigen Einstellung, die Inhalte der Gespräche, die der Moderator mit Markus Mann führen oder wo genau die Lok der 215er-Baureihe anhalten soll, wenn Axel Weiß aussteigt. Wohin kommt die anklebbare „GoPro“-Kamera? Besser oben auf einen der Holzwaggons oder lieber seitlich an die Lok, um eine spannende Perspektive zu erzielen?

Henning Winter schildert, dass die Fernsehmacher aufgrund der heute sehr umfangreichen Medienforschung recht gut wissen, was der Zuschauer mag. Gleichwohl räumt der SWR-Redakteur ein, dass es trotz aller Daten immer wieder Überraschungen gebe. Zudem stammen die „natürlich!-Beiträge aus beiden Bundesländern, in denen der SWR als öffentlich-rechtlicher Landessender zuständig ist. „Die Erfahrung ist, dass es Themen gibt, die in beiden Bundesländern gut funktionieren, der Borkenkäfer oder der Wolf zum Beispiel“, führt Winter aus. Dann wieder gebe es Inhalte, die nur in manchen Regionen Anklang finden.

Damit die fertige „natürlich!“-Folge, in der das WWP-Bahnprojekt vorgestellt wird, ebenfalls ein Thema aus Baden-Württemberg enthält, reisen die Fernsehmacher zwei Tage nach den Dreharbeiten im Westerwald nach Baden. Dort soll es um die Waldschnepfe gehen, die als einziger heimischer Watvogel nicht Gewässernähe, sondern Wälder als Lebensraum bevorzugt.

Irgendwie schließt sich da ein Kreis, denn der Wald, beziehungsweise die durch Trockenheit und Borkenkäfer verursachten Schäden dort liefern ja überhaupt erst den Anlass, dass die WWP den Rohstoff Holz inzwischen aus größerer Entfernung als früher beziehen müssen. Und das künftig eben am besten per Eisenbahn.

Uwe Schmalenbach

(Die Ausgabe der Sendung „natürlich!“, in der der Bericht über das Vorhaben zur Reaktivierung der Bahnstrecke zu sehen ist, wird am 16. Mai 2023, 18.15 Uhr, im SWR gezeigt.)

Themenschwerpunkt „Energie-Drehscheibe Dreiländereck“

Die benötigte Technik gibt es schon, sie funktioniert zuverlässig: Am Firmensitz von „MANN Naturenergie“ und den „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) wurden in dem grauen Container 112 „second-life“-Batterien zu einem Großspeicher für Strom zum Beispiel aus diesen Solarzellen zusammengeschlossen. Er bietet 1,4 Megawattstunden Kapazität und arbeitet Tag für Tag perfekt. Diese guten Erfahrungen wollen Markus Mann und sein Team auf den „Siegerland Flughafen“ übertragen und dort mithelfen, eine „Energie-Drehscheibe Dreiländereck“ entstehen zu lassen.


Liebe Leserinnen und Leser,

die neue Frühjahrsausgabe der „Wäller Energiezeitung“ hat einen Themenschwerpunkt: Sie widmet sich der Idee, den „Siegerland Flughafen“ zur „Energie-Drehscheibe Dreiländereck“ umzubauen. Wir möchten gerne aufklären zu allen Hintergründen und auch die Frage beantworten, ob so ein Vorhaben sinnvoll ist und technisch wie finanziell überhaupt gelingen kann.

Aufgeladen zurück in den Westerwald

Das Heizhaus in Düsseldorf wird mit umweltfreundlichen Westerwälder Holzpellets betrieben. Wenn Fahrer Maik und seine Kollegen dort für Nachschub sorgen wollen, haben sie bislang einen der noch vorhandenen Diesel-Lkw genommen. Denn die Strecke nach Düsseldorf ist vergleichsweise weit weg vom Firmensitz, die „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) versorgen sonst bewusst Kunden „rund um den eigenen Kirchturm“. Inzwischen ist es aber kein Problem mehr, einen der neuen elektrischen WWP-Laster einzusetzen – und dennoch sicher zurück in den Westerwald zu kommen.

Grund dafür ist das neue Schnellladenetz von „Aral“. Deren E-Mobilitäts-Marke „Aral pulse“ hat nämlich Anfang des Jahres einen Korridor von Ladestationen in Betrieb genommen. In diesem liegen Ladestationen mit einer Leistung von je 300 Kilowatt in Schwegenheim, Bensheim, Rüsselsheim, Rheinböllen, Düsseldorf und Dortmund. Auch Köln und Bad Honnef sollen solche Geräte bekommen.

Damit wolle man über 600 Kilometer des stark befahrenen Rhein-Alpen-Korridors elektrifizieren, der unter anderem die Großräume Rhein-Neckar und Rhein-Main mit der Metropolregion Rhein-Ruhr verbinde, erläutert „Aral“-Mitarbeiter Peter Kretzschmar im Gespräch mit der „Wäller Energiezeitung“. Zuvor sei es für Lkw-Fahrer schwierig gewesen, ihre Fahrzeuge unterwegs aufzuladen. Dies gehe zumeist nur an Ladesäulen auf dem eigenen Betriebsgelände. „Das ist genau der Paradigmenwechsel, den dieser Ladekorridor ermöglicht. Das Laden von Elektro-Lkw wird bereits durchgeführt – allerdings immer nur im Binnenverkehr: Morgens fahre ich mit meinem vollgeladenen Laster weg, mache Auslieferungen in der Stadt oder in der Region und fahre abends wieder zum Hof und lade. Der Korridor ermöglicht jetzt erstmalig auch Langstreckenverkehr mit E-Lkw.“

Bei diesen 300-KW-Ultraschnellladesäulen handele es sich um „die schnellsten, die es im Moment auf dem Markt gibt“, erklärt Kretzschmar. Die technische Entwicklung sei so rasant fortgeschritten, dass nun die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs mit Elektromotoren möglich sei: „Man hat ja vor vielen Jahren noch gesagt, das sei eher eine Sache, die nur im Pkw-Bereich machbar wäre – Lkw seien zu schwer, um mit E-Mobilität betrieben zu werden.“ Diese Einschätzung habe sich geändert.

In Düsseldorfs Münchener Straße können E-Lkw mit bis zu 300 KW sehr schnell geladen werden.

Aber ein Mineralölunternehmen und Elektromobilität – wie passt das überhaupt zusammen? „Aral“-Mutterkonzern „BP“ beabsichtigt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Ein solches Vorhaben erfordere ebenso ein entsprechendes Energie-Angebot für Konsumenten – noch dazu, wenn diese es stark nachfragen, führt Kretzschmar aus: „Dem E-Auto gehört die Zukunft. Die gesetzlichen Regelungen, die in letzter Zeit erlassen worden sind, sprechen da eine eindeutige Sprache.“

Wenn künftig Pelletnachschub im Düsseldorfer Heizhaus gebraucht wird, können Maik und Kollegen auch diese Strecke ohne CO2-Ausstoß unterwegs überwinden und einfach einen ihrer neuen Elektro-Lkw einsetzen: Vor der Rückfahrt geht es bei Bedarf an den 300-KW-Lader. Er liegt passenderweise nur wenige Minuten von der Frankfurter Straße entfernt, in der sich das Heizhaus befindet – nach 15 bis 20 Minuten sollte Maik dort genug Strom getankt haben, um ausreichend aufgeladen zurück in den Westerwald zu kommen.

Erfolgsmodell im Süden Düsseldorfs

„Durch die Inbetriebnahme des Pelletheizhauses kamen wir über die Schwelle von 50 Prozent erneuerbare Energien bei der Wärmeversorgung im Netz“, schildert Uwe Schließer und blickt auf den 18 Meter hohen, silbrig in den Frühlingshimmel blitzenden Schornstein der Anlage. Schließer ist bei der „Netzgesellschaft Düsseldorf“, einer Tochter der örtlichen Stadtwerke, Gruppenleiter im Bereich Heizkraftwerke und Energiedienstleistung. Die Stadtwerke haben das Heizhaus von „MANN Naturenergie“ aufstellen und betreiben lassen. Zehn Jahre ist das nun her – und seither wurden darin im Schnitt 750 Tonnen Holzpellets pro Jahr eingesetzt, um heißes Wasser für das Fernwärmenetz in Düsseldorf-Garath zu erzeugen. Gegenüber der Verwendung von Braunkohle wurden (laut Emissionsbilanz des Deutschen Pelletinstituts) so rund 14.500 Tonnen CO2 vermieden.

Bewährt sich seit zehn Jahren: das MANN-Heizhaus in Düsseldorf.

Die Wohnungsnot in Düsseldorf war groß in den 1950er-Jahren. Der Wiederaufbau nach dem Krieg befand sich in einer Hochphase, doch intakte Unterkünfte gab es weiterhin zu wenig. Darum wurde im Düsseldorfer Süden der komplett neue Stadtteil Garath konzipiert, der in 8.000 Wohnungen Platz für über 30.000 Menschen schaffen sollte. Buchstäblich auf der bis dahin „grünen Wiese“, mit einem Heizkraftwerk in der Mitte, die Wohnanlagen drumherum gruppiert und allesamt über ein Fernwärmesystem damit verbunden.

Bis heute ist es so, dass letztlich in jedem Heizkörper des Stadtteils warmes Wasser die Stube wärmt, das im Garather Kraftwerk „gekocht“ wird. Ein zweiter Vorlauf in Richtung der Behausungen speist zudem Pufferspeicher in deren Kellern für die Warmwasserversorgung.

Ursprünglich verfeuerten die Stadtwerke dazu Kohle, inzwischen wurde sie durch Gas abgelöst (der Einsatz von Heizöl ist weiterhin möglich). „Vier Heißwasserkessel im Kraftwerk leisten insgesamt 100 Megawatt (MW)“, erklärt Uwe Schließer. Mit dieser „Power“ seien je Stunde 1,5 Millionen Liter Wasser für die Raumheizungen und weitere 300.000 Liter für die Trinkwassererwärmung in Garath aufheizbar.

Um die Umweltbilanz des Kraftwerkes zu verbessern, wurde 2007 ein ergänzendes Biomasse-Heizkraftwerk an jener Stelle gebaut, an der sich einst das Kohlehaus befand. Im Biomasse- Heizkraftwerk wird Altholz genutzt, es produziert Wärme, die für etwa 40 Prozent des Bedarfs in Garath ausreicht.

Uwe Schließer erläutert das Fernwärmenetz.

Übrigens: Schufteten früher um die 60 Beschäftigte in der mit Kohle betriebenen Anlage, um stets genug „Dampf auf dem Kessel“ zu haben, sind es nunmehr lediglich vier Mitarbeiter in der Kraftwerkswarte, ein Meister und drei Kraftwerker. An Wochenenden sowie nachts läuft die Anlage „mannlos“; ein Team im ebenfalls den Stadtwerken Düsseldorf gehörenden Heizkraftwerk Lausward überwacht sie dann aus der Ferne.

Aus der Ferne wurde auch in den gesamten zehn Jahren das Pelletheizhaus kontrolliert – aus Langenbach bei Kirburg, wo „MANN Naturenergie“ sitzt. Denn das Unternehmen hat die Anlage betrieben und seine jährlich bis zu 5.000 Megawattstunden Wärmeleistung im Rahmen eines „Contractings“ an die Stadtwerke Düsseldorf geliefert: MANN erhitzt im Düsseldorfer Pelletheizhaus Wasser auf 80 bis 100 Grad und übergibt es an das Fernwärmenetz in Garath. Abgerechnet wird bei diesem Modell die Menge des „verkauften heißen Wassers“, das dann zusammen mit den mittels Gas und Altholz erwärmten Mengen in die Garather Wohnungen strömt.

Fernwärme erfreue sich in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt einer enormen Nachfrage, berichtet Uwe Schließer: „Die Netze sind derzeit ausgereizt! Fernwärme verkauft sich wie ‚geschnittenes Brot‘, die Kunden haben starkes Interesse an dieser Wärmeart.“ Grund dafür sei, dass es etwa Vermietern und Hauseigentümern, die Heizungen in ihren Gebäuden betreiben, damit sehr bequem gemacht werde: Ganz gleich, welche gesetzlichen Vorschriften schon herrschen im Heizungskeller oder noch kommen werden (wie das Verbot, neue Ölheizungen einzubauen) – für deren Einhaltung ist bei dem Fernwärmemodell stets derjenige zuständig, der das warme Wasser erzeugt. Also die Stadtwerke. Für den Vermieter ändert sich nichts – ganz gleich, ob die Stadtwerke in ihren Kraftwerken Gas, Altholz oder Pellets nutzen oder künftig noch ganz andere Erzeugungsarten einsetzen könnten wie zum Beispiel Tiefengeothermie.

Hier wurde Platz für 30.000 Menschen geschaffen.

Das Fernwärmenetz in der Großstadt am Rhein ist etwa 280 Kilometer lang. Nun soll es verdoppelt werden, da die Nachfrage so groß ist. Als einen nächsten Schritt will die „Netzgesellschaft Düsseldorf“ es von Garath aus über den Stadtteil Benrath bis zum Chemie-Konzern Henkel verlängern. Dort soll Abwärme bezogen werden und im Fernwärmenetz Wärme aus den Gas-Öl-Kesseln in Garath weiter verdrängen helfen (um so perspektivisch die Gas-Wärme auf 20 Prozent Anteil zu drücken). Hierfür gibt es in der Garather Anlage schon entsprechende Systeme, die heißes Wasser nicht nur in Richtung der Wohnungen abgeben, sondern über einen Bypass eben auch zusätzliche Wärmeenergie, die von einer sechs Kilometer entfernten Wärmeübergabestation bei Henkel kommt, importieren können.

Die „Wohnstadt Garath“ wurden nach dem nahen Schloss Garath benannt und ab 1961 gebaut.

Über diese Wärmeleitung kommt künftig die Henkel-Abwärme ins Kraftwerk.

54,7 Prozent der Wärmeenergie in Garath ist aber heute schon „grün“. Durch den Einsatz von regenerativen Brennstoffen wie dem Altholz und den Holzpellets wird dort aktuell ein Primärenergiefaktor von 0,44 erreicht. Dieser soll noch auf 0,22 sinken, stellt Schließer in Aussicht. Der Wert gibt Orientierung darüber, wie viel „Ausgangs-Energie“ benötigt wird und berücksichtigt dabei den Energieverlust, der bei der Gewinnung, Umwandlung und Verteilung eines Energieträgers jeweils entsteht. Je umweltschonender die Energieform und ihre Umwandlung, desto niedriger ist der Primärenergiefaktor. Zum Vergleich: Beim ausschließlichen Einsatz von Kohle beträgt er, je nach Berechnung, eins bis 1,2, während Solar- und Windenergie einen Primärenergiefaktor von null haben – mit 0,44 beziehungsweise perspektivisch nur 0,22 liegen die Stadtwerke Düsseldorf in Garath also schon recht gut.

Uwe Schließer erzählt, dass es mit dem Pelletheizhaus in den zehn Jahren, in denen es in Garath arbeitet, keinerlei Probleme gegeben habe, technisch immer alles glatt gelaufen, die Anlage nie ungeplant ausgefallen sei: „Es ist ein Erfolgsmodell.“ Schließer lässt den Blick abermals über das Heizhaus und den blanken Edelstahlkamin vor dem frühlingsblauen Himmel wandern. Den Vertrag mit MANN, dem Energielieferanten aus dem Westerwald, haben die Stadtwerke der Landeshauptstadt gerade um drei Jahre verlängert.

Uwe Schmalenbach

Die Heimat in Südafrika repräsentieren

Obschon „MANN Naturenergie“ ein bewusst regional tätiges Unternehmen ist – das „MANN-Strom“-Logo wird dennoch Anfang März über 10.000 Kilometer vom Westerwald entfernt zu sehen sein. Dann nämlich startet Christian Geimer im Trikot der von MANN unterstützten „MANNschaft e. V.“: Der 30-Jährige will sich in Südafrika für die Weltmeisterschaft der Triathleten qualifizieren.

Christian Geimer trägt das Logo von „MANN Strom“ von Hachenburg aus auf den afrikanischen Kontinent.

Vor kurzem ist der aus Atzelgift bei Hachenburg stammende Sportler mit seinem Vater für zehn Tage im Trainingslager auf Lanzarote gewesen, um sich auf den bedeutsamen Wettbewerb vorzubereiten. „Es geht im Trainingslager im Prinzip darum, fern der Heimat vom Alltag abzuschalten und sich nur auf das Wesentliche zu konzentrieren – trainieren, regenerieren, gut essen und viel schlafen; Kraft schöpfen für das Bevorstehende eben“, erläutert Geimer. „Am 28. Februar geht es nach Südafrika, und am 5. März findet der Wettkampf statt.“

Ein Erinnerungsfoto aus dem Trainingslager auf Lanzarote vor der Kulisse des Atlantischen Ozeans. Foto: privat

Bei diesem wird der Westerwälder in Port Elizabeth auf der „Langdistanz“ starten. Das bedeutet, dass er zunächst 3,8 Kilometer im Indischen Ozean schwimmen muss, danach 180 Kilometer Rad fahren, aufgeteilt in zwei Runden à 90. Am Ende gilt es, einen 42 Kilometer langen Marathon zu absolvieren. Gelingt es dem Athleten, dabei auf eine der vorderen Platzierungen in seiner Altersklasse „M 30“ zu kommen – voraussichtlich wird es dafür sieben bis zehn Plätze geben –, qualifiziert er sich für die Triathlon-Weltmeisterschaften 2023, die in diesem Jahr (am 11. September) erstmals im südfranzösischen Nizza ausgetragen werden.

Zum Kummer des Sportlers wurde der Wettstreit nach Frankreich verlegt, muss man ergänzen. Christian Geimer hatte daraufhingearbeitet, sich beim legendären „Ironman“ auf Hawaii zu messen. „Das war mein Lebenstraum seit knapp 20 Jahren… Es gab in der Szene erheblichen Aufruhr wegen der Verlegung“, schildert er. Hintergrund sei, dass der Veranstalter vormals die Zahl teilnehmender Männer und Frauen auf etwa 2.400 Aktive begrenzt hatte und inzwischen aus finanziellen Gründen 5.000 Startplätze vergibt.

Abgesehen von den vom Kommerz getriebenen WM-Neuerungen des Veranstalters: Christian Geimer musste sein Leben sehr strikt organisieren, um in Südafrika antreten zu können. Zum Interview kommt er von einem Schwimmtraining im Hachenburger „Löwenbad“, bei dem dreimal 1.000 Meter im Wettkampftempo zu überwinden gewesen sind. Im Anschluss an das Pressegespräch kümmert sich Geimer wieder für drei, vier Stunden im Büro um seinen Job, ehe er abends für zwei weitere Trainingsstunden mit dem Rad auf einem Rollentrainer strampeln wird.

Zu den insgesamt 20 Trainingsstunden wöchentlich kommen zehn auf einem Trainerposten in der „MANNschaft“. Daneben hat der Familienvater einen zweijährigen Sohn, vor zwei Jahren seinen Master in Vertriebsmanagement abgeschlossen und versieht nunmehr einen Vollzeitjob in der Geschäftsleitung von „Möbel Hüsch“ in Atzelgift als Broterwerb. Viel Raum ist daneben wohl nicht mehr übrig. Der Sportler nickt: „Ja, doch nach der Vorbereitung auf die Langdistanz bleibt dann wieder mehr Zeit für andere Dinge, das Sozialleben“, erklärt Christian Geimer. Die letzten fünf bis sechs Monate allerdings standen erst einmal ganz in deren Zeichen.

Den Trainingsplan einzuhalten und mit dem übrigen Leben in Einklang zu bringen, erfordert viel Organisationstalent von dem 30-Jährigen. Fotos: Schmalenbach

Zwischen acht und zwölf Stunden wird der Wettkampf Anfang März dauern. Der Triathlon in Südafrika stellt zugleich die Kontinentalmeisterschaft für Afrika dar. „Selbstverständlich“ gehe er dort im Trikot der „MANNschaft“ an den Start, betont Christian Geimer. Das werde zudem das Signet eines Elektroherstellers sowie der in Hachenburg beheimateten „Westerwald-Brauerei“ zieren. „Man freut sich, dass man in so einem fernen Land seine Sponsoren aus der Heimat repräsentieren darf“, strahlt der Westerwälder Triathlet.

Henk van Heerden

„Vorteile wie wir haben nur wenige Azubis“

Deutsch konnten die beiden schon bemerkenswert gut, ehe sie sich aufmachten – in ein weit entferntes und für sie völlig fremdes Land. Vor dem Abflug aus Ecuador, bevor sie den zwölfstündigen Flug von Guayaquil nach Amsterdam und die Weiterreise nach Langenbach bei Kirburg antraten, hatten sie „ein Interview mit Markus“, berichtet Luis Alfredo Mata Torres, „quasi ein Vorstellungsgespräch per Video.“ Danach fiel die Entscheidung: Er und Pedro Ricardo Martínez Escobedo wollten gerne in den Westerwald kommen, um hier, bei den „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) und bei „MANN Naturenergie“, eine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik zu absolvieren.

Luis‘ Eltern waren mit dem Gedanken, dass der Sohn für immer nach Deutschland gehen könnte, vertraut: Seine Schwester ist schon vor Jahren in die USA übergesiedelt, „so dass meine Eltern an eine solche Situation gewöhnt sind.“ Fotos: Schmalenbach

Die beiden jungen Männer sind überaus fröhliche, höfliche Zeitgenossen und sehr glücklich, wie sie hervorheben, dass sie die Chance zu einem solchen Start in eine solide Berufslaufbahn im Norden von Rheinland-Pfalz erhalten. Vermutlich auch deswegen hört man von ihnen keine einzige kritische Silbe über ihre neue Heimat.

Gleichwohl kann man sich unschwer ausmalen, wie groß der Kulturschock beim Eintreffen in unserem Land zunächst gewesen sein könnte: eine fremde Landschaft, ein völlig anderes, erheblich kälteres Wetter, Dialekte in einer ohnehin ungewohnten Sprache, deren plattdeutsche Begriffe sich manches Mal schon von Weitefeld bis Daaden unterscheiden. In Ecuador gibt es den Amazonas-Dschungel, den Regenwald, den Pazifischen Ozean – hier vom Borkenkäfer zerlegte Fichtenbestände, die Arnika auf der Fuchskaute, den Wiesensee. Während der Westerwald ein sanft gewelltes Mittelgebirge ist, ragt der höchste Berg in Ecuadors Anden fast zehnmal so hoch in den Himmel wie der Stegskopf!

Luis‘ Heimat Guayaquil ist eine pulsierende Hafenstadt. Die Metropole ist die größte Ecuadors und hat inzwischen schätzungsweise über drei Millionen Einwohner – verglichen mit insgesamt 514.000, die in den drei Westerwälder Landkreisen zusammenkommen!

In der WWP-Elektrowerkstatt hat Luis einen Platz, an dem er nach Belieben Schaltungsvarianten zum Üben aufbauen kann.

Pedro sieht in seiner Ausbildung – hier im Pelletwerk der WWP – eine gute Basis für seinen beruflichen Lebensweg. Foto: WWP

Anders als Guayaquil, ist Pedros Heimatstadt zwar vergleichsweise klein. In Esmeraldas, im Norden des Andenstaates direkt an der Küste des Pazifiks gelegen, leben gut 150.000 Menschen – mithin jedoch deutlich mehr als im gesamten Kreis Altenkirchen. Die Entfernung zwischen Guayaquil und Esmeraldas beträgt etwa 360 Kilometer (Luftlinie).

Seit September sind die beiden Ecuadorianer im Westerwald – und fühlen sich überaus wohl. „Es war immer mein Traum, im Ausland etwas zu lernen. Ich finde, diese Gelegenheit ist ein guter Anfang für meinen beruflichen Lebensweg!“, freut sich Luis. „Viele Sachen, die ich hier sehe, sind neu für mich. Hier gibt es Windkraftanlagen, Photovoltaik, alles mit Erneuerbaren: das ist besonders toll! Es ist gut für die Umwelt. Ich bin sehr stolz, hier zu arbeiten! Es ist absolut toll hier“, fügt Pedro an.

Zustande gekommen sind die Ausbildungsverhältnisse über „PAM“, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung aufgelegte Programm mit dem ungelenken Namen „Partnerschaftliche Ansätze für entwicklungsorientierte Ausbildungs- und Arbeitsmigration“. Es soll helfen, den inzwischen erheblichen Fachkräftemangel in Deutschland zu bekämpfen.

Ursprünglich habe er viel darüber gegrübelt, ob er den Schritt wirklich wagen, die Heimat verlassen und ins Ausland auf einem anderen Kontinent gehen wolle, räumt Luis ein, der in Ecuador bereits eine Ausbildung und Prüfung zum Elektriker absolviert hatte. „Aber im letzten Jahr vor dem Flug hierher in den Westerwald nicht mehr: da stand mein Entschluss fest.“ Die Erfahrung eines mehrmonatigen USA-Aufenthaltes bestärkte ihn. „Da bin ich gut klargekommen – und habe lange abgewogen, ob ich auf dieser Erfahrung den nächsten Schritt gehen möchte.“

Neun Monate hat der 21-Jährige in seinem Heimatland Deutsch gelernt, zwei Stunden täglich an einer Sprachschule. „Aber es liegt natürlich an jedem selbst“, stellt Luis heraus, „jetzt hier im Westerwald nach der Berufsschule oder Arbeit noch mehr Zeit in das Lernen der Sprache zu investieren.“ Die schon weit fortgeschrittene Integration helfe dabei: Die Azubis treiben mit Kollegen und Nachbarn Sport und sind gerne dabei, wenn es mal eine gemütliche Runde mit einem „Hachenburger“ gibt oder es zum Weihnachtsmarkt geht.

„Es ist ganz anders hier als in Ecuador“, lächelt Luis, „das kann ich sicher sagen. Doch was ich hier sehr schön finde: dass die Leute sehr nett sind!“ Fremdenfeindlichkeit habe er niemals bemerkt. „Bislang hat alles sehr gut geklappt, ich fühle mich wohl hier.“ Das Wetter sage ihm ebenfalls zu, wenngleich er aus Ecuador selbst im Winter Temperaturen um die 17 bis 20 Grad Celsius gewöhnt gewesen sei: „Mir gefällt die Hitze eigentlich gar nicht. Deswegen finde ich es hier im Westerwald ganz angenehm.“ „Bei uns in Ecuador sind es immer über 20 Grad warm gewesen. Als wir hierher kamen, hatten wir dicke Winterjacken an – es waren acht Grad und wir haben schon gefroren“, erzählt Pedro lachend, „aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt.“

Apropos Winter: Pedro hatte beim ersten Kälteeinbruch direkt Pech. Als vor einer Weile ein „Glatteis-Montag“ den Norden von Rheinland-Pfalz lahmlegte und selbst gestandene Wäller, wie die Westerwälder sich selbst nennen, lieber daheim blieben, als zur Arbeit zu gehen, trat der pflichtbewusste Auszubildende dennoch aus dem Haus – und hatte bedauerlicherweise noch kein Gefühl dafür, dass es bereits auf dem ersten Meter vor der eigenen Haustür gefährlich glatt sein könnte… Bei einem Sturz zog er sich einen Bruch des Oberschenkels zu, musste umgehend in Koblenz operiert werden und läuft derzeit weiter an Krücken. „Das Krankenhaus war komplett voll mit Menschen, die bei den Witterungsbedingungen ausgerutscht sind“, blickt er zurück.

Insgeheim ärgert sich Pedro sehr, so ist ihm anzumerken, dass er seinem Ausbildungsbetrieb wegen des Unfalls vorübergehend nicht zur Verfügung stehen kann und im März erst noch eine Reha antreten muss – ein bemerkenswertes Pflichtgefühl, das ihn an jenem Morgen ja auch aus dem Haus getrieben hatte.

Pedro hat bei einem Halbmarathon mit Westerwälder Sportkameraden im selben Bein schon einen Muskelfaserriss erlitten.

In diesem Haus leben Luis und Pedro in einer Werkswohnung auf dem Gelände der WWP. Die sei „sehr schön und super praktisch“, strahlt Luis. „Und sehr großzügig: Markus Mann lässt uns hier kostenlos wohnen!“, ergänzt Pedro. Er findet es außerdem wunderbar, dass er mit Luis gemeinsam in der Werkswohnung lebt: „Wir verstehen uns gut. Und wenn ich etwas nicht begreife, dann hilft er mir und umgekehrt. Manches Mal lernen wir nach Feierabend gemeinsam Theorie für die Berufsschule.“

Luis wie Pedro finden es eher praktisch, dass sie auf dem Gelände wohnen, auf dem sie ebenso arbeiten: „Nur eine Minute Arbeitsweg! Das ist cool!“ Pedro unterstreicht: „Herr Mann war sehr nett zu uns, dass er uns diese Wohnung angeboten hat. Das hilft uns viel, denn wir müssen so fürs Wohnen nichts bezahlen und auch keine eigene Wohnung suchen. Ebenso das elektrische Firmenfahrzeug, das wir gratis nutzen dürfen: solche Vorteile wie wir haben nur wenige Azubis!“

Oft essen Pedro und Luis gemeinsam, letzterer kocht in Langenbach. „Ich bin inzwischen ganz gut darin“, sagt Luis. Natürlich vermisse er einige Zutaten, die in Ecuador zu bekommen sind. „Aber es geht: Wenn du Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch hast, kannst du schon viele Sachen machen – für mich am liebsten mit Nudeln.“

Luis ist 21 Jahre alt und hat eine ältere Schwester (30) sowie einen älteren Bruder (32). Die Familie habe ihn in seinen Plänen unterstützt, ins Ausland zu gehen, nickt er. Seine Freundin studiert derweil Psychologie in Ecuador, will perspektivisch jedoch ebenso wie ihr Freund in Deutschland arbeiten. Sie lernt bereits Deutsch. Das junge Paar möchte nach dem Studium von Luis‘ Freundin gemeinsam in Deutschland leben.

Luis plant, nach der Ausbildung ein Elektrotechnik-Studium anzuhängen. „Physik gefällt mir“, beschreibt er. Er denke darüber nach, erneuerbare Energien als Wahlschwerpunkt zu setzen. Zwar hat er in seinem Heimatland bereits vier Semester eines Studiums zum Elektroingenieur hinter sich. „Aber das Ding ist, dass es in Ecuador nicht dieselben guten Arbeitsbedingungen gibt wie in Deutschland.“ Er wolle eine Familie gründen, und für sie verspricht er sich genauso in Deutschland eine bessere Zukunft, als in dem Land im Westen von Südamerika. Mit den Kenntnissen, die er hier in Europa erwerbe, könne er Markus Manns weiteren Weg unterstützen, „einen kleinen Beitrag zur Unternehmensentwicklung leisten“.

„Es ist schon cool, was die hier machen“, freut sich der 21-Jährige über seine Ausbildungsstätte, „vollelektrische Lkw in drei oder vier Stunden mit Strom vollzuladen, der mit Photovoltaik und Windenergie selbst produziert worden ist, nur regenerative Energie! Es ist schon cool hier“, bekräftigt er abermals. „Und es funktioniert mit den Erneuerbaren. Sieh dir die vielen Elektro-Autos an, die mit dem Logo der WWP hier überall im Westerwald herumfahren: Jeden Tag siehst du, wie sie hier unterwegs sind!“

Auch „das ganz kleine“ sei zu sehen, schmunzelt Luis und denkt an den elektrischen „smart fortwo passion ed“, der ihm und Pedro von ihrem Ausbildungsbetrieb zur Verfügung gestellt wird, damit sie sich – kostenlos – in der Region bewegen und in der Freizeit etwas unternehmen können.

Luis grinst, als er auf den Freizeitbereich angesprochen wird: „Ich habe zu Anfang meine Kollegen gefragt: ‚Was kann ich hier für Spaß machen?‘ ‚Ja, du kannst laufen, Rad fahren, das Kino in Hachenburg besuchen, zum Bowling in Bad Marienberg gehen – mehr nicht.‘“ Das sei schon ein Unterschied zum überbordenden Freizeitangebot in der Metropole Guayaquil mit ihren zahlreichen Clubs und Bars. „Aber das war in Ecuador ohnehin nicht mein Livestyle. Ich bin der, der am liebsten zu Hause bleibt und vielleicht mal ein Videospiel zockt.“

Luis‘ Vater war einst Soldat, wurde dann Anwalt. Die Mutter hat ein Studium als Pflegerin in der Lungenheilkunde absolviert, ist inzwischen Hausfrau „und hat uns sehr gut erzogen“, blickt Luis zurück. Seine Mutter freue sich nun selbstverständlich schon sehnsüchtig auf den ersten Heimatbesuch des nach Deutschland verzogenen Sohnes. „Dann muss ich mit den Dingen, die ich hier bei der MANN-Gruppe schon gelernt habe, sicher alles Mögliche in ihrem Haus reparieren“, lacht der 21-Jährige. Die beiden telefonieren häufig, fast jeden Tag. „Meine Mutter hat sehr, sehr gut auf uns Kinder aufgepasst. Daher finde ich es nötig, dass ich sie heute mindestens drei-, viermal die Woche anrufe, um ihr zu sagen, dass es mir gut geht.“

„Ich habe mein ganzes Leben am Strand verbracht und sage immer, dass ich mein ganzes Leben im Urlaub war“, erzählt Pedro augenzwinkernd über seine Herkunft aus der Küstenstadt Esmeraldas. Es war einer seiner Brüder, der ihn auf die Möglichkeit der Ausbildung in Deutschland aufmerksam machte. Viele Bilder hat er sich zu Hause angesehen, eine Menge über die Geschichte Deutschlands gelesen. „Das alles hat mich neugierig gemacht, und daraufhin habe ich mich entschieden: Ich will nach Deutschland fliegen! Es interessiert mich, wie Dinge hier angegangen werden.“ Versuche es mal, wir werden sehen, was passiert – das sei dabei sein Motto gewesen, als er beschloss, zu den „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) zu gehen. „Also habe ich meinen Lebenslauf hergeschickt – und jetzt bin ich schon hier“, strahlt Pedro.

Familie und Freunde unterstützten den 22-Jährigen bei seinem Vorhaben, in den Westerwald zu gehen. „Wenn du das machen möchtest, dann mache es“, habe er meist gehört, als er seine Idee verriet. „Doch als dann der Moment der Abreise kam, waren alle trotzdem traurig, weil ich ja sehr, sehr weit weg bin.“

Er habe daheim in Südamerika eine Vorstellung gehabt, wie er sprachlich in Deutschland zurechtkommen würde, nachdem er ebenso wie Luis bereits neun Monate lang Deutsch gelernt hatte. „Doch als ich hier angekommen bin, da ist alles ganz anders gewesen“, erläutert Pedro. „Ich habe die Menschen hier sprechen gehört – und mich gefragt: ‚Was habe ich bloß gelernt? Welche Sprache?‘ Denn ich konnte leider gar nicht verstehen, was die Leute hier sagten.“ Ja, der Dialekt sei schwierig, „doch inzwischen verstehe ich meine Kollegen, was sie sagen. Das ist gut! Wir haben sogar schon ein paar Freunde hier in Langenbach gefunden. Die Leute hier sind sehr nett, geradezu liebevoll.“

Pedro führt aus, dass sich „viele Leute hier erschrecken, wenn ich die Anzahl meiner Geschwister nenne, sie ist für hiesige Verhältnisse ungewöhnlich: Wir sind neun Geschwister.“ Von ihnen seien welche in Kanada, den USA oder auch Honduras – und nun kommt der Westerwald hinzu.

Hohe Arbeitslosigkeit in Ecuador, die wirtschaftliche Perspektive ist eher schlecht, die Kriminalität ein enormes Problem (siehe unten). „Ich bin nicht stolz, das zu schildern“, legt Pedro die Stirn in Falten, „denn ich bin Ecuadorianer. Ecuador ist ein sehr schönes Land, bietet viele verschiedene Landschaften, etliche besondere Tiere leben dort. Aber die Politik ist korrupt, es gibt jetzt geradezu Chaos im Land. Selbst wenn man ein Studium, eine Ausbildung abgeschlossen hat, findet man kaum einen Job. Nur, wenn du aus einer reichen, privilegierten Familie kommst, kannst du etwas kriegen – aber sonst nicht! Das ist schlecht. Für viele Menschen in unserem Land ist Bildung schwer zu erreichen: Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten ihrer Familien müssen sie die Schule abbrechen und Gelegenheitsjobs annehmen – häufig in Verhältnissen, die in Deutschland unter Schwarzarbeit fallen würden.“ Er hingegen habe das Glück, in Deutschland eine Ausbildung bei den WWP zu erhalten, zeigt sich Pedro abermals dankbar. „Damit kann ich für mein späteres Leben eine erheblich bessere Basis legen.“

In Ecuador hat er als Taxifahrer gearbeitet, ebenso zwei Jahre in der Apotheke einer Tante „und verschiedene Aushilfsjobs – ich habe viel gearbeitet, in unterschiedlichsten Bereichen; einfach, um an Geld zu kommen. Doch ich bin stets neugierig gewesen, wie Elektrizität funktioniert, wie Geräte mit Strom betrieben werden. Das hat mir Spaß gemacht – darum habe ich zu Hause einige Apparate auseinandergenommen“, lacht er, „Ventilatoren und andere.“

Luis ist stolz auf die Vorzüge bei den WWP wie diesen vollelektrischen „smart“, der ihm und Pedro auch in der Freizeit zur Verfügung steht.

Pedro kann sich im Augenblick nicht mehr vorstellen, irgendwann nach Ecuador zurückzugehen. Zwar wisse er nicht, „was die Zukunft für mich bereit hält“. Doch allein seine Erfahrung rund um seinen bedauerlichen Unfall bestärke ihn, dass Deutschland ein tolles Land ist: „Hier habe ich alle medizinische Hilfe über die Krankenversicherung bezahlt bekommen; anders als bei uns. Alle haben sich um mich gekümmert. Das Krankenhaus in Koblenz ist sehr gut. Sogar das Essen dort hat mich angenehm überrascht, es war ziemlich gut.“

Wenn Pedro wieder ganz gesund ist, will er Mitglied der von MANN unterstützten „MANNschaft“ werden, des Vereins zur Förderung des Ausdauersports e. V. Darüber hinaus besuchen Luis und Pedro weiterhin einen Sprachkurs, er findet in Wirges statt. Denn Deutsch, das sei schon etwas ganz anderes als Spanisch, erklärt Luis: „Bei uns ist die Sonne auf Spanisch männlich, ‚el sol‘. Hier ist sie weiblich, es ist ‚die Sonne‘.“ Wobei das in Südamerika gesprochene Spanisch sich von dem in Madrid oder Barcelona deutlich unterscheide, ergänzt er.

Ihm wie Pedro ist bewusst, das heben sie wieder und wieder hervor, dass speziell Fachkenntnisse im Bereich Elektrotechnik und Elektronik viele Jahre besonders stark gebraucht werden, soll die Energiewende klappen und die weltweite Herausforderung des Klimawandels wirksam angegangen werden. Dass sie im Westerwald die Möglichkeit bekommen, künftig daran mitzuwirken, erfülle sie beide mit Stolz, stellen die zwei Südamerikaner heraus. Pedro betont, er wolle, wenn er einmal Urlaub habe, unbedingt für ein paar Tage nach Ecuador zurück fliegen. Und seiner Familie und allen Freunden erzählen, wie großartig es in Deutschland ist.

Uwe Schmalenbach


Unruhiger Andenstaat

Das Auswärtige Amt schreibt in seinen Reise- und Sicherheitshinweisen über die Heimat der beiden super sympathischen Azubis: „Die Kriminalitätsrate und Gewaltbereitschaft ist hoch. Kleinkriminalität wie Taschendiebstähle kommen insbesondere in den Großstädten an von Touristen sehr frequentierten Orten vor.

Ein erhöhtes Risiko, Opfer eines Diebstahls, Raubüberfalls oder anderen Gewaltverbrechens zu werden, besteht vor allem in den Metropolen Guayaquil und Quito und Cuenca, sowie an der Küste. (…) In der gesamten Grenzregion zu Kolumbien besteht ein erhöhtes Risiko, Opfer von Entführungen und von Aktivitäten bewaffneter, mit dem Drogenhandel in Verbindung stehender Gruppen zu werden. (…) Das Risiko für Überfälle ist in der Provinz Esmeraldas, der Küstengegend in und um die Stadt Esmeraldas sowie bei Besuchen der Stadt Santo Domingo besonders hoch.“

Zweiter Elektro-Lkw der WWP ist da

Wir von MANN Naturenergie beschäftigen uns ja den ganzen Tag mit echtem Öko-Strom und seiner Nutzung. Die üppige Batterie dieses neuen Volvo speichert satte 450 Kilowattstunden Energie. Damit wird der 666 PS starke Elektro-Lkw angetrieben, der soeben auf dem Hof der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) angekommen ist. Er ist der zweite vollelektrische Lastwagen, den die WWP im regionalen Verteilerverkehr einsetzen.

Fahrer Volker Schütz wird den Volvo nutzen, um lose Westerwälder Holzpellets im Siloauflieger zu umweltschonend heizenden Kunden zu fahren. In den nächsten Tagen wird das neue Fahrzeug, das eine Nutzlast von 32 Tonnen hat, noch foliert und bekommt dabei den bekannten WWP-Look.


Zertifizierter Strom für die lokale Energiewende

„Natürlich kennt man den Markus Mann hier im Westerwald und weiß, wie ,MANN Naturenergie‘ arbeitet. Dort gibt es eine große Transparenz, große Verlässlichkeit – und deshalb auch großes Vertrauen von uns“, sagt Timo Karl, Nachhaltigkeitskoordinator der Verbandsgemeinde Hachenburg. Das Westerwälder Unternehmen beliefert ab diesem Januar kommunale Liegenschaften in der gesamten Verbandsgemeinde mit zertifiziertem Ökostrom. Eine Kooperation, die viel Positives in sich vereint.

Wenn der Alte Markt, Hachenburgs „gute Stube“, abends romantisch illuminiert ist, fließt dafür nun Ökostrom von MANN.

In der Verbandsgemeinde Hachenburg wurde schon bisher „grüner“ Strom genutzt. Klimaschonende Energie ist in der Gebietskörperschaft nichts komplett Neues. Ab 2023 gibt es aber eine Veränderung: Nunmehr wird „MANN Naturenergie“ die kommunalen Liegenschaften mit Ökostrom beliefern. Weil es der ausdrückliche Wunsch der Verwaltungsspitze gewesen sei, nicht nur Ökostrom zu beziehen, sondern eindeutig zertifizierten, antwortet Timo Karl auf die Frage, warum man sich für einen Wechsel des Versorgers entschieden habe.

Klima- und Umweltschutz seien der Kommune überaus wichtig, betont der Nachhaltigkeitskoordinator. „Wir haben seit 2016 ein Klimaschutzkonzept. Außerdem war die Verbandsgemeinde Hachenburg einer der Pioniere, die einen Klimaschutzmanager eingestellt haben. Wir verfolgen sehr ambitioniert das Ziel, Treibhausgasemissionen zu senken und auch, die lokale Energiewende voranzutreiben“, verdeutlicht Karl. „Was man sich auf dem Markt beschaffen muss, versucht man, regional zu beschaffen – so wie jetzt mit ,MANN Naturenergie‘. Oder strebt an, da, wo es möglich ist, eigene Energiekapazitäten aufzubauen.“

Nicht allein die Stadt Hachenburg selbst erhält „MANN Strom“, sondern sämtliche Liegenschaften der Verbandsgemeinde wie beispielsweise die „Sonnenbergschule“ in Müschenbach. Fotos: Schmalenbach

In der Verbandsgemeinde Hachenburg sind schon einige Projekte umgesetzt worden. Photovoltaikanlagen oder ein Solarpark etwa. „Mit diesen Maßnahmen wollen wir die erneuerbare Stromversorgung hier vor Ort stärken und unsere Abhängigkeit vom Großmarkt reduzieren“, erläutert Timo Karl. Daneben setze man auf die energetische Sanierung von Gebäuden. So wurde beispielsweise das Verwaltungsgebäude der Verbandsgemeinde in Hachenburg mit Fördermitteln des Bundesumweltministeriums modernisiert. „Dadurch sind in der Folge sehr umfangreich Treibhausgasemissionen eingespart worden.“

Auch das Dorfgemeinschaftshaus „Haus Alhäuser“ in Giesenhausen wird mit dem Ökostrom aus Langenbach versorgt.

Die Partnerschaft mit MANN passe da „natürlich total gut rein“, hebt der Westerwälder hervor. Eine komplette Selbstversorgung mit eigens produzierter „grüner“ Energie sei in der Verbandsgemeinde schließlich noch nicht möglich. „Also muss man mit einem verlässlichen Partner zusammenarbeiten, der genau den Strom liefern kann, der mit unserem Klimaschutzkonzept einhergeht. Und in Zeiten von nationalen und globalen Marktunsicherheiten – was liegt da näher, als auf einen verlässlichen, regionalen Partner zu setzen?“

Die Verbandsgemeinde Hachenburg hatte den Stromvertrag ausgeschrieben. Am Ende erhielt der Energieversorger aus dem nahen Langenbach den Zuschlag. „MANN Strom“ ist vom TÜV zertifiziert und stammt zu 100 Prozent aus Wasserkraftwerken sowie regionalen Erzeugungsanlagen. Das „Grüner-Strom-Label“ stellt sicher, dass bei MANN nicht einfach nur Atomstrom umetikettiert wird. Das Westerwälder Unternehmen garantiert also echten, physikalisch gekoppelten Ökostrom – und nicht welchen, der durch bilanzielle Darstellung dem „Greenwashing“ unterzogen wurde. „Das ist eine Besonderheit bei ,MANN Naturenergie‘, dass der Strom zertifiziert ist, wir den genauen Nachweis haben, woher er stammt“, unterstreicht Timo Karl.

Ökostrom von MANN zu beziehen, sei ein „fortgesetztes Engagement“ der Verbandsgemeinde Hachenburg, betont Timo Karl. Foto: privat

Durch die Energiekrise herrsche derzeit eine angespannte Strommarktlage, so Karl. Es sei durchaus eine Herausforderung für die Kommune gewesen, Angebote zu erhalten, „die einigermaßen tragfähig sind.“ Umso mehr habe man sich schließlich gefreut, dass „MANN Naturenergie“ nicht nur das wirtschaftlich nachvollziehbarste und beste Angebot abgegeben habe, sondern dieses zugleich von einem Energieversor- ger aus der Region kam. „Da wählt man dann natürlich nicht den Stromversorger in Belgien, sondern den aus Langenbach“, lacht Karl. Mit MANN habe einfach alles gepasst.

Timo Karl hat seine Tätigkeit für die Verbandsgemeinde Hachenburg im vergangenen November aufgenommen. Bei seiner Aufgabe gehe es darum, wirtschaftliche Maßnahmen und Projekte der Verbandsgemeinde auf ihre Nachhaltigkeit zu überprüfen: „Sind sie mit dem Klimaschutzkonzept kompatibel oder können wir sie anders gestalten, um das Konzept weiter umzusetzen?“, beschreibt der Politikwissenschaftler. Aktuell nehme natürlich auch die Bewältigung der „Energiepreiskrise“ großen Raum ein.

Er sei Ansprechpartner für Bürger und Unternehmen der Verbandsgemeinde, ergänzt Karl. Bezüglich der Klimaschutzziele bedeute dies, dass er verschiedene Akteure und ihre Interessen zusammenführe. „Das heißt also auch, dass wir die Maßnahmen, die wir ergreifen – wie jetzt zum Beispiel den Abschluss mit ,MANN Naturenergie‘ – an die Öffentlichkeit tragen, immer wieder Menschen informieren und mit einbinden, sie also an der Energiewende partizipieren lassen.“ Das sei der Schlüssel, um Akzeptanz zu schaffen, führt der aus Neunkhausen Stammende aus, der sich vor seiner Tätigkeit für die Verbandsgemeinde Hachenburg bereits jahrelang mit Studien zur Klimakrise auseinandergesetzt hat.

Umso wichtiger sei es, Partner wie MANN zu haben, fügt der Nachhaltigkeitskoordinator an. Es bestehe ein „großes Vertrauen“ zu dem Stromversorger aus der Westerwälder Heimat, wiederholt Timo Karl noch einmal. „Das Vertrauen, dass man eine Kooperation eingeht, die nachhaltig ist und Sinn macht für die Region.“

Andra de Wit

Die moderne Straßenbeleuchtung der Barockstadt Hachenburg wie hier in der Judengasse wird ebenfalls ausschließlich mit „grüner“ Energie betrieben.

Ein perfekter Platz für die Spedition

„Wir Manns kommen nicht über den Schulweg in Langenbach hinaus“, scherzt Thomas Mann, „alles fing in Nummer 2 an, in 10 bin ich aufgewachsen, jetzt lebe ich in 12. Und wir landen dann irgendwann im Schulweg 20 – da ist der Friedhof.“ Gleich am Anfang dieser Straße war es, wo Emil Mann mit einem gebrauchten Lkw der „Nationalen Automobil-Gesellschaft“ 1925 sein bescheidenes Fuhrunternehmen gründete – und damit letztlich den Grundstein legte für die Spedition von Enkel Thomas Mann und ebenso für die von seinem Bruder Markus geleiteten „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) sowie „MANN Naturenergie“. Doch am 7. Oktober ist Thomas Mann „ausgezogen“, die Spedition an einen anderen Standort verlegt worden. Haben die beiden lange auf dem selben Grund und Boden arbeitenden Brüder nun Streit, wie verschiedentlich gemutmaßt wird?

Beim gemeinsamen Interview mit seinem Bruder Markus (siehe https://www.mann-energie.de/blog/2022/12/9/markus-und-seine-mnner-breiten-sich-aus) lacht Thomas Mann nur, darauf angesprochen, ob der Umzug der Spedition etwas mit dem Verhältnis zueinander zu tun hätte: „Wir sind am Morgen noch bei einem Freund gewesen, der heute 60 Jahre alt wird, und haben ihm gratuliert – gemeinsam, natürlich.“ Wie beide Manns schildern, sei es bei der Veränderung, die dazu geführt hat, dass das „Fuhrunternehmen“ aus dem Schulweg nach 97 Jahren erstmals nicht mehr dort beheimatet ist, allein um organisatorisch und ökonomisch kluge Entscheidungen gegangen, die dem Wachstum bei den WWP Rechnung tragen.

Thomas Mann freut sich: Am neuen Standort gibt es viel Platz für seine Mitarbeiter und die Lkw. „Wir sind echt aufgestiegen“, sagt er, „nicht nur die 30 Höhenmeter vom einstigen Standort im Schulweg hier herauf, sondern auch, was den Komfort der Arbeitsumgebung angeht.“ Fotos: Schmalenbach

In der Trift im Osten Langenbachs: Zwischen dem ehemaligen Truppenübungsplatz Daaden auf dem 654 Meter hohen „Stegskopf“ und dem die Ortsgemeinde südlich begrenzenden Langenbach hat es früher häufig laut geknallt und gekracht. Gleichwohl nicht wegen Schießübungen der Bundeswehr. Vielmehr kam im dortigen Basaltsteinbruch Sprengstoff zum Einsatz, im „Brecher“ wurden die Felsbrocken anschließend mit viel Getöse zerkleinert.

1979 wurde der Steinbruch stillgelegt, denn noch immer vorhandene Basaltvorkommen hätten auf dem Areal des Truppenübungsplatzes abgebaut werden müssen, was gleichwohl unmöglich war. 1985 wurde die einstige Grube so zum „Langenbacher Weiher“, an einer Zufahrt zum Gelände erinnert eine alte Lkw-Waage heute noch an die Gewinnung des für den Westerwald so typischen Gesteins.

Für die Wartung der Lkw und anderer Fahrzeuge der Spedition sind zwei Gruben in der Werkstatt schon vorhanden gewesen.

Wenige Meter weiter – dort mag zu Steinbruchzeiten zum Beispiel dessen Brecheranlage oder Silo gestanden haben – hat die Spedition MANN im Oktober eine Liegenschaft bezogen, die vormals das Busunternehmen Knautz nutzte. „Hier war alles vorhanden und nach drei Jahren Stillstand auf Knopfdruck funktionstüchtig, von der Heizung bis zur Glasfaser-Netzwerktechnik“, freut sich Thomas Mann, der neue Hausherr in der Trift. Er übernahm – für eine Spedition ist sie extrem wichtig – dabei eine große Hoffläche zum Rangieren und Abstellen der Lkw und für vier Dutzend Container, die dort als Vorrat für Kunden vorgehalten oder in Langenbach repariert werden.

In den Hallen auf dem Gelände am alten Steinbruch gab es bereits beim Einzug eine Reihe Einrichtungen, die die Speditions-Leute bestens gebrauchen können: zwei Gruben in einer Werkstatthalle etwa, um komfortabel an der Unterseite der Fahrzeuge arbeiten zu können, ein direkt angrenzendes Ersatzteillager oder auch eine große Waschstraße. Ein Laufkran „schwebt“ auf Schienen unter dem Dach, „falls wir mal schwere Lasten heben müssen“, nickt Thomas Mann zufrieden. Ein optimal zugeschnittenes Bürogebäude für die Verwaltung der Spedition war obendrein vorhanden und bezugsfertig. Über eine Richtfunkverbindung zum vielleicht 800, 900 Meter Luftlinie entfernten Firmengelände von „MANN Naturenergie“ ist die Firma von Thomas Mann weiterhin mit demselben Netzwerk sowie der früheren Telefonanlage des Hauses verbunden und konnte die Durchwahlen mitnehmen, die zuvor im Verwaltungsgebäude im Schulweg gültig waren.

„Das ist wirklich perfekt hier für uns. Genug Platz für alle Anforderungen – wir konnten überdies das Reifenlager hier einrichten, das früher sehr beengt in der Halle 2 bei den ‚Westerwälder Holzpellets‘ untergebracht werden musste“, erläutert der Speditionschef und zeigt auf Regale mit vielen Rädern. Dort lagern die Sommer- beziehungsweise Winterreifen für die elektrischen Firmenfahrzeuge, die sein Bruder Markus angeschafft hat und den Mitarbeitern von „MANN Naturenergie“ und WWP zur Verfügung stellt, damit diese ihren CO2-Fußabdruck auf dem Arbeitsweg verringern können (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete).

Thomas Mann im Reifenlager, wo auch die Räder für die WWP-Elektro-Autos aufbewahrt werden.

Selbst hier, zwischen „Conti Wintercontact“, „Michelin Primacy“ und diversen anderen Pneus, ist also vom angeblichen Zerwürfnis der beiden Brüder wenig zu sehen; im Gegenteil, für die WWP würden hier zukünftig selbstverständlich ebenso deren Silo-Lastwagen gewartet, unterstreicht Thomas Mann. Und in drei Tagen, wenn Hausmeister Tomeck, die „gute Seele“, die viele Dinge in Schuss hält bei allen MANN-Unternehmungen, seinen „Vierzigsten“ begeht, wollen Thomas und Markus Mann seiner Einladung folgen und zur Feier gehen – und abermals gemeinsam gratulieren.

Uwe Schmalenbach

Markus und seine Männer breiten sich aus

Thomas und Markus Mann sind nicht nur Unternehmer, sondern auch Brüder und ihr ganzes bisheriges Unternehmerleben auf dem selben Betriebsgelände tätig. Darüber, warum sich das ändern musste, sprach mit dem Speditionschef und dem geschäftsführenden Gesellschafter der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) Uwe Schmalenbach.


Mancher Einheimische munkelt, warum nur die Spedition aus dem Schulweg fortgezogen sei – nach fast 100 Jahren am selben Platz!

Thomas Mann: Selbstverständlich haben wir teilweise unterschiedliche Ansichten und Einstellungen zu manchen Themen – aber wir haben ganz gewiss keinen Streit! (lacht)

Markus Mann: Einige Leute wundern sich einfach nur, weshalb der Thomas aus dem Schulweg weg ist, wo die Spedition doch so lange hier zu Hause war…

Thomas Mann: Ohne, dass er es wusste (Anm. d. Red.: deutet auf seinen Bruder Markus), habe ich mir bereits im vergangenen Jahr Gedanken gemacht, wohin wir ausweichen könnten, habe mit dem Eigentümer der Immobilie in der Trift gesprochen. Den Gedanken des Weggangs hatte ich 2021 schon.


Markus (links) und Thomas Mann betrachten ein Foto aus den Gründerjahren ihres Großvaters: Der startete unter der Adresse Schulweg 2 sein kleines Fuhrunternehmen, auf das letztlich sogar die heutige Spedition MANN zurückgeht, die nun am Langenbacher Weiher ihre Betriebsstätte eingerichtet hat.

Wie ist der entstanden?

Thomas Mann: Ganz einfach: Weil ich die enorme Entwicklung der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) und von „MANN Naturenergie“ aus nächster Nähe beobachten konnte, gesehen habe, wie die „Stromer“ und Pelletierer sich mehr und mehr erweitern. Und nachdem uns in unmittelbarer Nachbarschaft zweimal ein Korb gegeben wurde, beim Versuch, das angrenzende Grundstück für Erweiterungen zu nutzen, musste man sich halt andere Gedanken machen.


Was waren die Alternativen, über die Sie nachgedacht haben?

Thomas Mann: Man hätte sehr viel Geld in die Hand nehmen können, um das Betriebsgelände umzubauen und zu optimieren. Doch das wäre ein unverhältnismäßig hoher finanzieller Aufwand gewesen – und trotzdem hätten wir weiter mit Kompromissen bei den betrieblichen Abläufen leben müssen. Stattdessen gab es die Möglichkeit, die Ideallösung in der Trift beim Schopfe zu packen. Wir als Spedition haben jetzt wirklich ein sehr komfortables Leben da oben – von der Aufteilung her, von der Werkstatt, es liegt alles kompakter mit kürzeren Wegen beieinander. Von der Kranbahn zum Beispiel, über die wir nun verfügen, haben wir immer geträumt! Wir haben Platz ohne Ende nur für uns. Und wir haben „gechilltere“ Menschen in unserer Werkstatt.


Wieso das?

Thomas Mann: Bisher war es so, dass mal wir den Kollegen bei den WWP etwas in den Weg gestellt haben und ein Lkw umgeparkt werden musste. Und umgekehrt stand mal ein Paket Holz unseren Fahrern beim Rangieren im Weg oder eine große Heizungsanlage, die für die WWP umgebaut wurde, in unserer Halle. Das sind Dinge, wo es irgendwann zu Reibung unter den Mitarbeitern kommt. Jetzt können Markus und seine Männer sich viel effizienter ausbreiten, eine bessere Struktur reinbringen. Am Anfang gab es ein Kraftwerk, ein kleines Pelletwerk – mittlerweile ist es ein Industriebetrieb mit eigenem Sägewerk, der einfach anders geführt werden muss als zu Beginn.

Markus Mann: Wir hatten schon länger entschieden, dass wir sehr sicher noch ein zweites Sägewerk neben die jetzige Linie bauen werden. Und dass wir mit dem Bau der Trockenkammern und der damit verbundenen „Umstapelanlage“ eine größere Fertigungstiefe erreichen wollen, ebenso wie mit einer neuen Produktionshalle für keilgezinktes Holz und gehobelte Ware. Da war klar: Ui, dafür brauchen wir zukünftig erheblich mehr Fläche. Und es gibt viel mehr Arbeit und weitere neue Arbeitsplätze für die Region. Die Menschen müssen irgendwo hin, und unsere Verwaltung muss ebenfalls wachsen – und irgendwo sitzen.

Thomas Mann: Das Esszimmer unserer Mutter ist schön – aber als dauerhafter Bürogebäudeersatz nicht geeignet! (lacht)


Die alte Schule im Schulweg 5, die Sie einst selbst als Schüler besucht haben, wurde aus Platznot zwischenzeitlich sogar geräumt, um dort das Team E-Mobilität auszuquartieren, richtig?

Thomas Mann: Ja. Jetzt sitzen die wieder bei ihren Kollegen im Haupthaus, wo wir unsere Büroetage zur Verfügung gestellt haben. Und wir können in der alten Schule wieder Fahrerschulungen durchführen; Markus kann dort seine Produkte präsentieren und seine Kunden und Besucher ordentlich empfangen.


Es ging beim Wegzug der Spedition also vor allem um den Raum, den nun die Mitarbeiter im Bereich der erneuerbaren Energien benötigen?

Markus Mann: Ja. An den sonstigen Synergien halten wir fest: Alles, was bei den WWP im Container transportiert werden muss, fährt Thomas weiterhin für uns. Ob das Brennstoff für unser Biomasse-Heizkraftwerk oder Nebenprodukte aus anderen holzverarbeitenden Betrieben sind, die bei uns zu Pellets gemacht werden.


Was passiert mit der Halle, die die Spedition bisher zu Wartungszwecken benutzt hat?

Markus Mann: Die liegt mitten im Firmengelände. Deswegen ziehen wir dort mit unserer Zentralwerkstatt, der Schlosserei, hinein, ins Zentrum zwischen Kraftwerk, Sägelinien und so weiter. Dann haben unsere Schlosser viel kürzere Wege, egal, wo sie tätig werden müssen.

Thomas Mann: Früher haben wir acht Fahrzeuge von uns davor abgestellt und bis zu 45 Container – das muss alles irgendwo hin. Zugleich brauchen die WWP Platz, um Holz zu lagern, damit gewährleistet ist, dass der Sägebetrieb selbst dann über mehrere Tage weiterlaufen kann, wenn einmal kein Nachschub kommt. Und unsere neue Betriebsstätte da oben – der Betriebssitz ist weiterhin der Schulweg – hat für mich persönlich einen weiteren Vorteil (lächelt): Ich laufe morgens mit meinem Hund hoch, mittags zum Essen zurück, danach wieder rauf und abends nach Hause – mein Hund und ich haben dadurch Bewegung! Der Umzug ist also auch noch der Gesundheit förderlich. Und Markus konnte nicht so einfach auf ein anderes Gelände ausweichen. Es bringt ja nichts, Kraft- und Pelletwerk und die SEO-Sägeanlage hier stehen zu haben und die neuen Anlagen woanders zu installieren – das schafft nur unsinnigen innerörtlichen Verkehr.

Markus Mann im Treppenhaus, über das man zur Büroetage im zweiten Stock gelangt, die sein Bruder für Mitarbeiter von „MANN Strom“ freigemacht hat.

Studie: MANN Strom ist „besonders nachhaltig“

Welche Ökostromtarife sind als „Strom für Klimaschützer“ empfehlenswert? Dieser Frage ist das Magazin „WirtschaftsWoche“ (WiWo) nachgegangen: In einer Studie in Kooperation mit dem „Handelsblatt Research Institute“ (HRI) sind die „besten nachhaltigen Stromanbieter“ ermittelt worden. MANN Strom ist in dem Ranking als besonders nachhaltig gelistet worden.

MANN achtet nicht nur beim Kunden auf Nachhaltigkeit, sondern nutzt auch für den eigenen Betrieb selbst produzierte Naturenergie. Das Unternehmen hat etwa eine Gesamtleistung an Photovoltaik von einem Megawatt. Foto: Schmalenbach

Das HRI ist ein nach eigenen Angaben unabhängiges Forschungsinstitut, dessen Team unter anderem aus Volks- und Betriebswirten, Politologen sowie Informationswissenschaftlern besteht. Für die Analyse der „WirtschaftsWoche“ hat es die Ökostromtarife von 96 bundesweit aktiven Anbietern verglichen. Es wurden dann die Tarife von Betreibern ausgewählt, deren Strom zu 100 Prozent aus physikalisch gekoppelten erneuerbaren Energiequellen stammt und nicht nur aus kaufmännisch-bilanziellen – eine Bedingung, die schließlich nur ein verhältnismäßig geringer Teil der untersuchten Energielieferanten, nämlich lediglich 36 Ökostromversorger, erfüllten.

Deren Leistungen wurden anschließend noch einmal unterteilt: 20 Tarife fielen in die Kategorie „nachhaltig“ und weitere 16 wurden als „besonders nachhaltig“ aufgelistet. Als „besonders nachhaltig“ wurden Leistungen von Betreibern ausgezeichnet, die zusätzlich die Vorgaben der anerkannten Ökostromsiegel „Grüner Strom“, „OK Power“ oder „Robin Wood“ einhielten. Unter den als „besonders nachhaltig“ eingestuften Anbietern findet sich auch „MANN Strom“.

Der entsprechende Tarif des Langenbacher Energieversorgers ist mit dem „Grüner-Strom-Label“ ausgezeichnet. Dieses stellt nicht nur sicher, dass kein Atomstrom umetikettiert, also kein sogenanntes „Greenwashing“ betrieben wird, es garantiert zudem, das pro Kilowattstunde Strom ein Förderbetrag buchstäblich in den Ausbau erneuerbarer Energien fließt.

In dem Artikel „Das sind die besten nachhaltigen Stromanbieter“ (er ist online unter www.wiwo.de/unternehmen/energie zu finden) legt WiWo-Redakteur Martin Gerth die Hintergründe der Untersuchung dar und weist unter anderem darauf hin, dass viele Deutsche dazu bereit wären, für Ökostrom etwas mehr zu bezahlen. Die Studie zeige auf, welche Angebote einen solchen „Mehrpreis für den Klimaschutz“ rechtfertigen. Doch es sei wichtig für Stromkunden, Angebote genau zu überprüfen. Interessant: Die „WirtschaftsWoche“ hat zwei Online-Vergleichsportale, die dabei eigentlich helfen sollen, einem nicht repräsentativen Test unterzogen und dabei festgestellt, dass die Dienste nur unzureichend informieren. Das sei enttäuschend, schreibt Gerth.

Die Studienergebnisse des HRI für die WiWo könnten da eine bessere Orientierung für den Verbraucher sein. Seit 2020 ermittelt das Wirtschaftsmagazin jährlich nachhaltige Ökostromanbieter – MANN Naturenergie gehörte bereits in der Vergangenheit zu den ausgezeichneten Unternehmen.

Uwe Schmalenbach

Das ist schon sehr beeindruckend

Die sechsjährige Mia interessiert sich am Stand von Sema Dercin und Volker Schmidt noch nicht so sehr für die kommenden Tarife…

Zwar wohnt die Tochter Brigitte und Lothar Pörschs in Gackenbach, also dem Südlichen Westerwald. Doch dass die Hunsrücker heute im Westerwald unterwegs sind, hat einen anderen Grund, als einen Besuch beim Nachwuchs: „Wir sind nur wegen der Firma MANN gekommen, als treuer Kunde“, sagt Lothar Pörsch.

Pörschs leben in Simmern und sind Bezieher von „MANN Strom“. „Außerdem haben wir noch jemand weiteren vermittelt“, ergänzt Brigitte Pörsch. Wirklich echten Öko-Strom zu nutzen, sei ihm sehr bedeutsam, betont das Paar, darum habe man einen Vertrag mit MANN abgeschlossen. Sie seien naturverbunden, antworten Pörschs auf die Frage, warum ihnen die Grünstrom-Nutzung wichtig sei, „und das Geld bleibt hier in Rheinland-Pfalz“, fügt Brigitte Pörsch an.

Die SEO-Anlage ist eine Station auf der Tour, an der auch Winkels (rechts) teilnehmen. Fotos: Schmalenbach

Den Weg nach Langenbach haben die Hunsrücker auf sich genommen, „weil wir das Team von dem Herrn Mann mal näher kennenlernen wollten“, erzählt Lothar Pörsch. Klar, dass der Ökostrom-Pionier seinen Gästen aus Simmern auch selbst für ein Gespräch zur Verfügung steht.

Am Stand von Sema Dercin und Volker Schmidt führen andere Besucher der „Tage der offenen Tür“ ebenfalls durchgängig Gespräche. „Wie werden die Stromtarife künftig aussehen? Ob wir neue Kunden aufnehmen“: Das seien die Themen, zu denen die Besucher sich austauschen möchten, schildert Sema Dercin vom Strom-Vertrieb bei „MANN Naturenergie“. Ihr Kollege Volker Schmidt beschreibt, dass viele die Furcht, die Energieversorgung könnte unbezahlbar werden, umtreibe: „Wird es wirklich so teuer, wie man überall höre?“ Schmidt kann die meisten Fragesteller beschwichtigen: Frühzeitiger Einkauf des Stroms schütze bei MANN weitestgehend davor, dass Stromtarife Höchstwerte erreichten „und es bei uns im Vergleich zu jenen, die teilweise jetzt schon über 60 oder 70 Cent verlangen, moderater bleibt.“ Das Gespräch mit den Experten beruhige die Menschen, nicken Sema Dercin und Volker Schmidt.

Angela Haas ist zu den „Tagen der offenen Tür“ gekommen, weil sie in der jüngsten „Wäller Energiezeitung“ „der Artikel über den Baggerfahrer total angesprochen“ habe, wie sie sagt. „Mensch, ich dachte, das scheint ein Unternehmen zu sein, bei dem es auch noch um andere unternehmerische Werte als nur Profit geht. Es hörte sich so wertschätzend an, was ich da über die Geschichte des Baggerfahrers gelesen habe. Das finde ich total interessant, darum wollte ich das Unternehmen selbst kennenlernen.“

Christian und Kerstin Schlepper aus Alpenrod möchten sich den Arbeitsplatz ihres Bekannten ansehen.

Angela Haas guckt mit ihrem Sohn Fynn in den Großspeicher. Sie beeindrucke die Wertschätzung der Mitarbeiter bei WWP, wie sie schildert.

„Ich kannte die Firma noch nicht. Die Idee, herzufahren, kam von meinen Eltern, und ich dachte, das ist mit Sicherheit interessant“, so Sohn Fynn Haas, der just mit der Mutter einen Blick in den Großspeicher bei den Westerwälder Holzpellets geworfen hat. Ihm imponiere „die ziemlich gut durchdachte Kreislaufwirtschaft“, mit der bei den WWP möglichst viel aus dem Holz herausgeholt und auch Nebenprodukte sowie Restwärme der Anlagen genutzt werde. „Das ist schon sehr beeindruckend.“

Günther und Ulrike Winkel möchten sich ansehen, wo der Brennstoff für ihre neue Pelletheizung herkommt.

„Weil wir jemanden privat kennen, der hier arbeitet. Da wollten wir uns das Ganze einmal angucken“, erläutern Christian und Kerstin Schlepper den Grund ihres Besuchs der „Tage der offenen Tür“. Sie haben wissen wollen, wie es am Arbeitsplatz des Bekannten aussehe. „Wir sind noch nie vorher hier gewesen, und trotz des Wetters gefällt uns der Einblick sehr gut. Außerdem beziehen wir selbst ‚MANN Strom‘. Und wir sind sehr zufrieden damit, auch, weil das Unternehmen sehr regional ist“, unterstreichen die in Alpenrod Wohnenden.

Lothar und Brigitte Pörsch sind Stromkunden und mit ihrem Bekannten Reinhard Schug (von links) aus dem Hunsrück zu den “Tagen der offenen Tür” gekommen, um das Unternehmen von Markus Mann kennenzulernen.

Einen geringfügig weiteren Weg zu den „Tagen der offenen Tür“ bei WWP und „MANN Naturenergie“ als Schleppers hatten Ulrike und Günter Winkel aus Burbach. Sie haben soeben eine Pelletheizung einbauen lassen, die eine alte, nicht sehr ökologische Ölheizung ablöst und nun vor der ersten Heizperiode steht. „Da wollten wir uns einmal ansehen, wo die Pellets herkommen, die wir getankt haben.“ Es sei wichtig, einen Pelletlieferanten zu wählen, bei dem die Anfahrtwege bei der Lieferung nicht zu lang sind, stellt Günter Winkel heraus. Auch Ehefrau Ulrike hebt hervor, dass es zwar schöneres Wetter für so einen Ausflug geben könnte – „doch es ist wichtig, dass wir uns mit der Frage, wie unsere Energieversorgung organisiert ist und wo der Brennstoff herkommt, beschäftigen!“

Uwe Schmalenbach

Am Anfang der Führung und der Firmenhistorie

Die Fragen der Energiewende treiben offenbar viele Menschen um – die darum trotz des Wetters zahlreich an den Führungen teilnehmen und dabei ihre Fragen stellen.

Das Wetter ist, da gibt es nichts zu beschönigen, ausgesprochen bescheiden. Umso auffälliger ist, wie viele Menschen dennoch der Einladung gefolgt und zu den „Tagen der offenen Tür“ bei den „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) und „MANN Naturenergie“ gekommen sind – und, trotz Starkregens, vor allem wissbegierig an den Führungen teilnehmen, die im Stundenrhythmus „den Weg des Holzes“ durch den Betrieb nachzeichnen, an dessen Ende die Verwertung von Sägenebenprodukten als Material für CO2-arme Holzpellets steht.

Geliehenes Geld, mit dem ein Westerwälder Speditionskaufmann, den das Studium nach Bremen geführt hatte, anno 1991 ein Windrad aufstellte – das erste von Rheinland-Pfalz übrigens – und damit seine frühen Gehversuche in Sachen erneuerbarer Energien unternehmen konnte: Die Gruppe, die WWP-Projektingenieur Daniel Rahn gerade zum Rundholzplatz führt – auf dem am Tag 13 bis 18 Lkw-Ladungen Fichtenholz ankommen, die dort in Längen und Qualitätsklassen sortiert werden –, ist beeindruckt von der Entstehungsgeschichte der von Markus Mann gegründeten Unternehmen. Heute versorgen sie Zehntausende Menschen mit CO2-armer Wärme und „grünem“ Strom. Oder ebenso Betriebe und Institutionen von der „Westerwald-Brauerei“ bis zur Stadt Bonn, die damit unter anderem ökologisch sinnvoll Straßenbahnen fahren lässt, während erstere das in der Region beliebte „Hachenburger“ mit MANN-Ökostrom kühlt.

Wie und woraus werden eigentlich Pellets gemacht? Daniel Rahn zeigt der Gruppe das Ausgangsmaterial. Fotos: Schmalenbach

Bei dieser Pionierleistung zur regenerativen Energieerzeugung blieb es indes nicht: 1994 folgte bei den WWP der Bau des Biomasse-Heizkraftwerks, das die Besuchergruppe um Daniel Rahn ebenso erklärt bekommt wie die Pelletpressen. Die für sie benötigten Späne werden, so Rahn, mit der Abwärme des Kraftwerkes getrocknet. Hat frisch eingeschlagenes Holz im Mittel einen Wassergehalt von 50 Prozent, wird jener der Späne vor dem Pressen mittels eines Bandtrockners auf zwölf bis zehn Prozent reduziert. Der Spänevorrat wird zuvor in einer Halle gelagert, die ebenfalls auf dem Rundgang liegt.

Die Teilnehmer der Tour folgen Daniel Rahn auf „dem Weg des Holzes“, der gleichermaßen in die SEO-Sägeanlage führt, in der Bretter für Industrieverpackungen gefertigt werden – die anfallenden Späne dienen wiederum als Material für die Westerwälder Holzpellets. „Für diesen Brennstoff wird also kein Baum eigens gefällt“, beantwortet der WWP-Ingenieur eine der häufig gestellten Besucher-Fragen.

Die Besucher interessieren sich ebenso für die Versorgungssicherheit und vor allem die Preisentwicklung: „Lohnt es sich noch, eine Pelletheizung einzubauen?“, möchte ein Mann mittleren Alters erfahren. „Warum sind Pellets so im Preis gestiegen?“ „Was macht Ihr Unternehmen mit dem Geld?“, wollen weitere „Tage-der-offenen-Tür“-Gäste wissen.

Wo gehobelt wird, da fallen bekanntlich Späne. Und wo gesägt wird, ebenso. Dieses Nebenprodukt aus der SEO-Anlage wird nicht vernichtet, sonderen sinnvoll in der Pelletproduktion benutzt.

Gerade die Antwort zur letzten Frage beeindruckt die Gruppe: Daniel Rahn berichtet, dass der Pelletpreis aufgrund normaler Markt-Mechanismen – eine steigende Nachfrage sorgt für höhere Preise, da die Kapazitäten der Pelletproduzenten nicht so kurzfristig im selben Ausmaß vergrößert werden konnten – derzeit höher als zuvor sei, doch die WWP die Erlöse „nicht für eine Yacht des Chefs in der Südsee“ verwendeten. „Das Geld ist hier im Westerwald, im Betrieb“, betont Rahn. Denn stattdessen würden in naher Zukunft eine Trockenkammer für Holz, eine Umstapelanlage, ein Hobelwerk, eine Keilzinkanlage, eine weitere Sägelinie mit einer Blockbandsäge, die größere Durchmesser sowie Harthölzer schneiden kann, gebaut und in Betrieb genommen. Gesamtinvestitionen von über 18 Millionen Euro – finanziert aus den Erlösen des Pelletverkaufs – sorgten so dafür, dass die Veredelungstiefe der Holzprodukte aus Langenbach bei Kirburg erhöht werde und man auch auf die sich wegen des Klimawandels stark veränderte Liefersituation beim Rundholz noch besser einstellen könne. Zudem erhöhe eine weiter gesteigerte Effizienz der betrieblichen Abläufe die Nachhaltigkeit erheblich.

Während Daniel Rahn die Runde fortsetzt, etwas zum Qualitätsstandard der Westerwälder Holzpellets erklärt, die 9.000 Tonnen fassenden Silos zeigt oder die Gruppe einen Blick in den 1,5 Megawattstunden Strom fassenden Großspeicher werfen lässt, zieht es andere Besucher der „Tage der offenen Tür“ zu einer Weltneuheit, die bei der Veranstaltung ebenfalls besichtigt werden kann: Durchgängig wenden sich Besucher an Fahrer Ramon, um mit ihm im E-LKW der WWP eine Runde über das Firmengelände zu drehen und zu erleben, wie 700 vollelektrische PS den Lastwagen antreiben. Mit dem wird nunmehr auch die Auslieferung der Westerwälder Holzpellets CO2-arm gestaltet, weil weder auf dem Weg vom Werk zum Kunden noch beim Ausblasen der Pellets beim Kunden ein CO2-Ausstoß aus einem Dieselmotor entsteht.

In der “Halle 1” gibt es nicht nur die alte Werkstatt, sondern Wärme, Trockenheit und etwas zu essen.

Gut, dass es in der „Halle 1“ zahlreiche Tische und Bänke im Trockenen und Warmen gibt! Nach einer durchaus fordernden Stunde im Nassen sind die Teilnehmer der Touren mit Daniel Rahn und seinen Kollegen froh, sich bei Bratwurst wie veganen Speisen, bei Kaffee und Kuchen stärken zu können, derweil unterhalten von erstaunlich hochqualitativer Blasmusik. Die „Daadetaler Knappenkapelle“ hat auch ein 80er-Potpourri mit Welthits wie „Thriller“ oder „Eye of the Tiger“ drauf!

Nebenan läuft die von einer Dampfmaschine angetriebene Transmissionslinie in der historischen Werkstatt, und Dutzende WWP- und „MANN-Strom“-Mitarbeiter sind für Gespräche und Fragen zugegen.

Blick in den Turm der Windkraftanlage, die vier alte ersetzt, aber das Zehnfache leistet.

Die Exkursion zum in den Wolken verschwindenden Windrad ist einer der weiteren Programmpunkte.

Draußen vor der Halle steht unterdessen der „Hübbelbummler“ benannte Doppeldeckerbus bereit, der Interessierte mitnimmt zu einer Exkursion hinauf zum Groß-Windrad der Wäller Energiegenossenschaft. Die bei diesem windigen „Sauwetter“ unter Volllast laufende Anlage liefert im Jahr acht Millionen Kilowattstunden Strom und ist ein eindrucksvolles Beispiel für „Repowering“: Das Windrad ersetzt heute vier Altanlagen, liefert aber zehnmal so viel Energie wie die vier Vorgänger und zeigt, welche fortschrittliche Entwicklung „die Erneuerbaren“ gemacht haben, seit der Speditionskaufmann und Betriebswirt Markus Mann 1991 aus Bremen zurückkehrte in den Westerwald, das erste Windrad oberhalb Langenbachs aufbaute, das am Anfang der Unternehmensgeschichte – wie der Führungen bei den „Tagen der offenen Tür“ – stand.

Uwe Schmalenbach

Firmenlauf Bad Marienberg 2022

„Endlich wieder gemeinsam!“ – unter diesem Motto startete nach drei Jahren Pause endlich wieder der wohl größte Firmenlauf der Region am 9. September in Bad Marienberg. Viele regional ansässige Firmenteams waren zum Laufen, Feiern und Leute treffen gekommen. So auch unsere MANNschaft.

Der auf drei Runden aufgeteilte, insgesamt 5 Kilometer lange Rundkurs wurde von den Mitstreitern ganz unterschiedlich angegangen. Bei manchen galt die sportliche Höchstleistung mit Kampf um Platzierungen und Bestzeiten, bei anderen wiederum zählte mehr der Gedanke: Dabeisein ist alles.

Wie auch immer, unsere 26 MANNschafts-Kolleginnen und -Kollegen hatten sichtlich Spaß, was auch das nasse Wetter nicht wirklich trüben konnte.

Fotos von der Laufstrecke: Fotostudio Röder-Moldenhauer

„Pelletlieferung per Silo-LKW mit einem vollelektrischen Designwerk 40-Tonner“

Eine Weltneuheit: Mit dem neuen Mid Cab Semi 4x2T liefert die Westerwälder Holzpellets GmbH (WWP) seit dem 29.08.2022 den Ökobrennstoff aus eigener heimischer Produktion noch umweltfreundlicher aus. Der Lastwagen wird rein elektrisch angetrieben und nutzt auch zum Einblasen der Pellets beim Kunden ausschließlich den Ökostrom aus der Fahrzeugbatterie!

Der Lkw stammt von der Schweizer Firma Designwerk. Der Elektromobilitätsexperte für Nutzfahrzeuge ist Teil der Volvo Group. Designwerk ist auf Spezialfahrzeuge und E-Lkw mit großen Reichweiten und Nutzlasten spezialisiert. Der Mid Cab Semi 4x2T basiert auf einem Volvo FM Chassis. In Winterthur rüstet Designwerk dieses mit Antriebsstrang, Batteriesystemen, Steuerungs- und Sicherheitstechnik und Allem, was ein E-Lkw braucht, auf.  

WWP-Firmenchef Markus Mann war schon länger auf der Suche nach einer Möglichkeit, um auch die Lieferung der ohnehin umweltfreundlichen Westerwälder Holzpellets ökologisch sinnvoller zu organisieren. Denn wenngleich die Pellets aus Nebenprodukten hergestellt werden, die im WWP-Sägewerk in Langenbach anfallen – das vollständig mit CO2-neutralem Grünstrom aus Wind- und Wasserkraft, Photovoltaik und dem firmeneigenen Biomasse-Heizkraftwerk angetrieben wird, die Pelletpressen ihrerseits mit Ökostrom arbeiten: Der Weg der Pellet-Lastwagen vom Werk bis zum Kunden hat bislang einen Teil des überaus geringen CO2-Fußabdrucks der Westerwälder Holzpellets (10,68 kg CO2 pro Tonne) verursacht. Mittels E-Lkw soll die Lieferlogistik schnellstmöglich CO2-neutral werden.

Dabei hilft ab sofort der Mid Cab Semi 4x2T von Designwerk: Seine Batteriesystem-Kapazität von beachtlichen 450 Kilowattstunden (kWh) ist so üppig dimensioniert, dass mit dem Lkw nicht nur die höchstens anfallenden 250 Tageskilometer problemlos, auch im Winter und mit Reichweitenreserve bewältigt werden können. Ebenso wird der Kompressor, der für das Einblasen der Pellets in den Bunker der Kunden beim Einsatz des Elektro-Fahrzeugs natürlich genauso notwendig ist wie beim bisher genutzten Diesel-Lkw, zusätzlich im Stand von der Batterie des Designwerk E-Lkw angetrieben.

Da die Westerwälder Holzpellets sich als bewusst regionaler Energieversorger ein Regionalkonzept gegeben haben, welches besagt, dass Auslieferungen nur in einem Radius von 100 Kilometern um den Firmensitz in Langenbach bei Kirburg erfolgen, sind die 250 Kilometer Reichweite mehr als auskömmlich.

Die ersten Erfahrungen mit dem neuen Gefährt sind so gut, dass Markus Mann bereits die nächsten „rollenden Investitionen in die Energiewende“ auf den Weg gebracht hat: In Kürze folgen dem Designwerk Mid Cab vier Volvos, die direkt aus dem schwedischen Göteborg in den Westerwald kommen werden. Bis Ende Februar 2023 dann sollen von zwölf bei den „Westerwälder Holzpellets“ für den Verteilverkehr genutzten schweren 40-Tonnern sieben vollelektrisch unterwegs sein – so wie bereits jetzt die Weltneuheit Designwerk Mid Cab!

Diese ist mit vier Motoren ausgerüstet, die je 125 kW Leistung entfalten. In Summe hat der neueste Lastwagen des Energielieferanten also fast 700 PS. Ein Drehmoment von 3.500 Newtonmeter sorgt für eine „lastwagenuntypische“ Beschleunigung.

Zwischen 13 und 14 Tonnen Pellets passen in das 10,36 Meter lange Fahrzeug. Der Designwerk Mid Cab ist von Maut und Kfz-Steuer befreit und wurde vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr finanziell gefördert.  

Zwar kostet die Batterie aufgrund ihres Gewichts 850 kg Nutzlast, doch mit einer Ausnahmegenehmigung darf der Elektro-Lkw mit einem höheren zulässigen Gesamtgewicht unterwegs sein, was das Batteriegewicht ausgleicht.


Interview mit Markus Mann

„Wer nicht losgeht, kommt nicht an“

 Im Mai 2001 wurde die „Westerwälder Holzpellets GmbH“ (WWP) gegründet. Unabhängigkeit von ausländischen Gas- und Öl-Reserven sowie die Tatsache, dass das Heizen mit Holz CO2-neutral ist, seien dafür Gründe gewesen, schildert der geschäftsführende Gesellschafter Markus Mann. Um den Transport zum Kunden ebenso umweltfreundlich hinzubekommen, investiert das Unternehmen inzwischen in Elektro-Lkw. Über das erste Exemplar, den „Designwerk Mid Cab“, sprach mit Mann Uwe Schmalenbach.

Ihre neueste Investition ist nicht ganz günstig gewesen – Größenordnung: eine halbe Million Euro! Und das in ein Fahrzeug, mit dem in Deutschland noch niemand Erfahrungen hat. Wie leicht trifft man so eine Entscheidung?
Wer nicht losgeht, kommt nicht an! Wir sind mit der E-Mobilität in der Firma ja schon sehr früh aufgebrochen, 2010. Und jetzt – endlich, endlich, nach vielen Jahren der Ankündigung – gibt es erste Elektro-Lkw, die man kaufen kann und die auch funktionieren. Wir haben uns ausgetauscht mit den Erstkunden von Designwerk in der Schweiz, die damit schon in anderen Anwendungsgebieten unterwegs sind, und haben gesagt: „So ein Fahrzeug brauchen wir.“ Dann ging es noch um die Frage, welche Batteriegröße wir benötigen und haben die „XL-Version“ genommen!

Batteriegröße ist ein gutes Stichwort: Die bereits fahrenden Designwerk Fahrzeuge, von denen Sie sprechen, sind nicht unterwegs, um Pellets auszuliefern. Diese Konfiguration gibt es ja weltweit erstmalig nur hier bei den „Westerwälder Holzpellets“. Es ist aber noch einmal eine ganz andere Anforderung an den Lkw, da Sie die Pellets nicht nur „durch die Gegend fahren“ wollen, der Brennstoff muss zudem aus dem Silo bewegt werden, wenn der Fahrer beim Kunden ist…
Genau! Und das ist natürlich etwas anderes, als wenn an einem Lkw nur mal eine Hebebühne rauf- und runtergeht.

Was ist der wesentliche Unterschied?
Bei der Pelletauslieferung brauchen Sie einen leistungsfähigen „PTO“, das ist ein Nebenantrieb. Bei einem Diesel-Lkw kommt dieser aus dessen Getriebe. Von dort geht eine Welle auf den Kompressor, der den Druck erzeugt, mit dem die Westerwälder Holzpellets vom Silowagen in den Bunker des Pelletnutzers geblasen werden. Hier beim Designwerk Mid Cab ist erst ein elektrischer Umformer installiert worden, der die Hochvolt-Spannung von 400 Volt auf einen Elektromotor bringt, der eine Hydraulikpumpe antreibt, die wiederum den Kompressorbetrieb übernimmt. Noch sind die Bauteile nicht da – da es eine Weltneuheit ist –, die direkt die elektrische Energie auf den Kompressor geben, ohne über die Hydraulik gehen zu müssen. Dennoch: Trotz des technischen Umweges erfolgt der Kompressorantrieb schon jetzt zu 100 Prozent mit dem Ökostrom aus der Lkw-Batterie.

Bis Februar wollen Sie sieben Elektro-Lastwagen einsetzen. Steht bis dahin eine „Lernzeit“ an, wo man solche Dinge näher anschauen und sich für die nächsten Fahrzeuge Lösungen überlegen kann?
Wir haben bei den Bestellungen der Lkw bewusst eine Vielfalt gewählt – wie wir sie beim E-Pkw-Fuhrpark schon haben. Beim E-Lkw werden wir neben dem Designwerk DAF, Volvo aus Göteborg und den „E-Actros“ von Mercedes ausprobieren.

Welche Erkenntnisse sollen gewonnen werden?
Der Nebenantrieb, der E-PTO, von dem ich eben gesprochen habe, bedeutet ja, dass wir ungefähr eine Stunde lang das Kompressor-Gebläse, das die Pellets in den Keller „pustet“, an der Lieferstelle laufenlassen müssen. Im Zweifel geht es dabei auch mal 30 Meter gegen den Berg die Böschung hoch bis in den Keller – und da müssen die Pellets auch zuverlässig ankommen! Das braucht Energie, und diese Energie wird der Batterie im Designwerk Mid Cab für die Fahrtstrecke weggenommen. Die ersten Werte, die wir aufgezeichnet haben, bestätigen unsere Hoffnung: Vermutlich werden rund 30 Kilowatt (kW) Leistung vom Nebenantrieb aufgenommen. Und 30 kW bedeuten, dass von unserer Batterie im Lkw, wenn wir eine Stunde lang pusten, eben auch rund 30 Kilowattstunden (kWh) Energie verbraucht werden. In der Batterie stecken 450 kWh drin, 30 sind weg – mit dem Rest können wir fahren.

Nun hat ein jeder, der schon ein E-Fahrzeug gesteuert hat, bemerkt: Das Prinzip ist von Witterungseinflüssen abhängig, im Winter verbraucht etwa die Heizung im Auto Strom. Pellets werden gerade im Herbst und Winter besonders stark nachgefragt. Hat die Batterie genug „Luft“, dass das von Ihnen beschriebene Verfahren auch bei minus zehn Grad noch zuverlässig funktioniert?
Deswegen haben wir ja eine Reserve eingebaut. Denn es ist nicht nur die Heizung im Führerhaus, die betrieben werden muss. In der Batterie, es ist ein Lithium-Ionen-Akku, findet ein chemischer Prozess beim Laden wie Entladen statt. Je kälter es ist, desto träger passiert das. Wenn die Batterie träger arbeitet, kommt weniger raus – deswegen hat man im Winter bis zu 10 Prozent Reichweitenverlust.

Und dann?
Den haben wir mit eingeplant! Weil wir ja ein Regionalkonzept verfolgen, rollen unsere Fahrzeuge im Umkreis von vielleicht 100 Kilometern. Das heißt, ein Auslieferungsfahrer der WWP legt im Schnitt so um die 170 Kilometer zurück, wenn er mehrere Abladestellen ansteuert. Das passt also mit der Reichweite des Designwerk Mid Cab ganz hervorragend, und es ist eben ein Vorteil, dass wir die Menschen in der Region mit Wärme versorgen, aber nicht den Anspruch haben, Pellets aus dem Westerwald nach Paris zu fahren.

Mit dem neuen E-Lkw von Designwerk verringert sich der CO2-Fußabdruck der Holzpellets aus dem Westerwald abermals, nicht wahr?
Genau! Wir nähern uns jetzt 100 Prozent dessen, was man erreichen kann. Natürlich setzen wir im Unternehmen noch Schmierstoffe für Maschinen und Fahrzeuge ein. Natürlich haben wir noch keinen CO2-freien Stahl. Wenn also unsere Schlosserei einen Stahlträger kauft, um ein Gestell zu bauen, ist das leider nicht C02-neutral. Aber da arbeiten wir dran! Doch im Bereich der Mobilität sind wir im ersten Quartal 2023 so weit, dass wir mit sieben von zwölf Lieferfahrzeugen CO2-frei unterwegs sein können. Denn wir laden aus unserem eigenen Areal-Netz auf dem Firmengelände, für das wir eine 100-prozentige Grünstrom-Versorgung haben, mit Eigenerzeugung im Mix aus Sonne, Wind und Biomasse. Reststrom, der dann und wann mal fehlt, beschaffen wir über Verträge mit Wasserkraftwerken, aus denen ebenfalls physikalisch gekoppelter Grünstrom kommt.

Damit sind wir beim „Treibstoff“ des neuen Elektro-Lastwagens: Warum Grünstrom und kein Wasserstoff, dem eine große Zukunft vorausgesagt wird?
Es gibt zwei Ansätze alternativ zum batterieelektrischen Fahren: einer ist „wasserstoffelektrisch“. Dabei wird die Energie im Wasserstoff gespeichert, im Fahrzeug in Strom umgewandelt und damit wird der Motor angetrieben. Oder man verwendet synthetischen Treibstoff…

Die sogenannten „E-Fuels“?
…richtig. Wasserstoff und E-Fuels müssen aber zunächst aus Primärenergie hergestellt werden. Primärenergie heißt: Am Anfang der Kette steht ein Solar- oder Windkraftwerk, mit dem ich Wasserstoff erzeuge. Den muss ich verdichten, transportieren, lagern, vertanken und wieder rückverstromen. Und da gibt es eine sehr einfache Faustformel: Ich könnte mein Fahrzeug natürlich wasserstoffelektrisch fahren, doch dann brauche ich eben die dreifache Menge an Primärenergie gegenüber dem batterieelektrischen Antrieb.

Und bei den E-Fuels?
Da ist es noch schlimmer: Die sind zwar vermeintlich „wunderbar“, denn wir können die bestehende Verbrennungstechnik weiter nutzen, und wir haben diese „schönen Tankstellen“ überall (schmunzelt). Aber: Dann habe ich den Faktor fünf! Das heißt nichts anderes, als dass ich bei E-Fuels die fünffache Primärenergie brauche, um die gleichen Kilometer zu fahren!

Wenn man das Manko bei wasserstoffelektrischem Antrieb beheben würde und die Primärenergiemenge gleich wäre, könnte Wasserstoff eine Alternative werden?
Das könnte interessant werden, wenn man noch etwas erfindet, das den Wirkungsgrad des Wasserstoffs bedeutend erhöht. Und wenn man für die Stromproduktion Standorte nutzt, an denen man den doppelten oder gar dreifachen Solar- oder Windertrag hinbekommt und den dort erzeugten Wasserstoff nach Deutschland transportiert. Aber langfristig gesehen sind wir dann abermals nicht unabhängig von Energieimporten. Statt von Putin sind wir vielleicht von einem Herrscher in der arabischen Welt abhängig, dass er den in der Wüste mit Solarstrom betriebenen Generator zur Wasserstofferzeugung nicht abschaltet, wenn es einmal politische Meinungsverschiedenheiten gibt. Deshalb: Wir müssen sehen, dass wir heimische Energie heimisch nutzen. Und das heißt: Am besten direkt von der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach oder aus der Windmühle in den „Tank“. Die Mengen sind da, alle Bilanzen zeigen, dass wir uns nicht erneut abhängig machen müssen von irgendwelchen Exporteuren.

Umzug eines Feuerlöschteichs

Am neuen Standort wird noch gearbeitet.

Ein Bagger verteilt bei den „Westerwälder Holzpellets“ selbst hergestellten Kompost auf dem Wall um einen neuen Feuerlöschteich, damit hier schon bald eine der Biodiversität dienliche Bepflanzung bestens gedeihen kann.

Der alte löschteich wirkt auf dem Werksgelände beinahe idyllisch.

Dort, wo nunmehr das Bassin seinen Platz findet, stand bis vor einer Weile ein gläsernes Gewächshaus. Es hatte als Standort von „Blumen Ermert“ gedient, wie die Menschen der Region die Gärtnerei von Andre Ermert aus Daaden nennen. Der zog im Gewächshaus Blumen, der saisonale Verkauf erfolgte von April bis Juni direkt aus dem gläsernen Gebäude heraus (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete). Abwärme des WWP-Kraftwerkes nebenan sorgte für zur Pflanzenaufzucht notwendige Temperaturen.

Zwischenzeitlich wurde das Treibhaus zerlegt, vorsichtig nach Polen transportiert – und wieder aufgebaut, so dass es ein „weiteres Leben“ hat. Jetzt wachsen darin unter anderem Erdbeeren – während an seinem früheren Standort die Sicherheit der Produktion bei den WWP erhöhendes Wasser gespeichert werden kann. An der Stelle des alten Feuerlöschteichs wird eine weitere Fertigungshalle entstehen, weshalb er weichen muss.

bei dem “Umzug” erfolgt eine Verdoppelung der vorgehaltenen Wassermenge auf 1,8 Millionen Liter.

Frisch gepresst – und sinnvoll abgekühlt

Mancher wundert sich: Kosteten Holzpellets vor vier bis fünf Jahren (je nach Menge und Abladeort) zwischen 200 und 250 Euro die Tonne, reißt dieselbe Menge in Kürze wohl die Marke von 500 Euro (wenngleich die mit Pellets erzeugte Wärme weiterhin erheblich günstiger ist als bei Öl und Gas – siehe Grafik). Was ist da passiert?

Für einen solchen Siloauflieger werden urplötzlich 221.000 statt 160.000 Euro verlangt…

Bei den „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) ist zu erfahren, dass alleine die Rohstoffe für die Pelletproduktion inzwischen drei- bis viermal so teuer seien wie einstmals. Das „Kalamitätenholz“, das Borkenkäfer und Trockenheit in besonders großer Menge hatten anfallen lassen, sorgte damals vorübergehend für einen historischen Tiefstand bei den Rohstoffkosten. Doch auch andere Verarbeitungsfaktoren sind für die Pelletproduzenten erheblich teurer geworden – von Schmierstoffen bis zu Ersatzteilen.

Ein Beispiel für die Kostenexplosion saust gerade in sattem Blau über den Rundholzplatz bei den „Westerwälder Holzpellets“: Ein Holzumschlagsbagger, den das Unternehmen 2021 anschaffte. Er hat 270.000 Euro gekostet. „Die Maschine ersetzt einen alten Bagger, der nun nur noch Reservebagger ist. Jetzt soll der 2021er-Bagger seinerseits bald zur Reserve werden, wir haben deswegen abermals einen neuen bestellt“, erzählt Markus Mann, Chef bei den WWP, „weil der alte bald wirklich alt ist. Doch ein neuer Bagger kostet auf einmal 370.000 Euro – 100.000 mehr!“

Der Wärmetausch erfolgt direkt im Kühler (rechts) neben den Pelletpressen (links).

Eine ähnliche Erfahrung habe man bei den Silofahrzeugen gemacht, die ebenso wichtig sind, wie eine gute Ersatzteilversorgung im Pelletwerk: Ohne die Fahrzeuge kommen fertige Holzpellets nicht zum Kunden. „Wenn Sie heute einen Silo-Auflieger bestellen mit Kompressor und allem, das benötigt wird, um die WWP ausliefern zu können, machen Sie eine ähnlich ‚interessante‘ Erfahrung: Der Auflieger, den wir 2021 bekommen haben, kostete noch 160.000 Euro – der neue, der in Kürze kommen soll, aber in Wahrheit vermutlich erst im nächsten Jahr geliefert werden kann, schlägt mit 221.000 Euro zu Buche… Die Sattelzugmaschine dafür ist nicht mehr für 88.000 Euro zu kriegen: Eine passende Dieselzugmaschine gibt der Hersteller nur noch für 115.000 ab“, sagt Mann, „die elektrische Version erfordert weitere 100.000 Euro mehr – wobei ein elektrischer LKW derzeit eigentlich 500.000 Euro als Preis hat, aber der Staat fördert die allerersten Innovatoren wie uns großzügig und gewährt Zuschüsse.“

Auch dieser neue Bagger ist ein Beispiel für die Kostenexplusion bei der Pelletherstellung.

Trotz der finanziellen Belastungen: Zwölf Silofahrzeuge sollen, Stand Sommer 2023, WWP durch die Region transportieren, davon sieben vollelektrisch, wie Markus Mann in Aussicht stellt. „Wir wollen so gut wie möglich darauf hinarbeiten, dass wir für unsere Energieversorgung möglichst keinen Cent mehr in Richtung Russland überweisen müssen – in Form von Diesel oder Gas, das wir verbrauchen. Das ist unser Ziel.“ Darum gebe man, neben dem ökologischen Aspekt, das Geld für E-LKW aus.

Apropos Geld: Die WWP verdienen nach den Ausführungen ihres Geschäftsführers erstmalig seit 23 Jahren wirklich etwas. „Wir sind jahrelang ‚hart am Wind gesegelt‘“, formuliert er. Das sei bis „kurz vor die Pleite“ gegangen.

Er habe sich von den jüngsten Erlösen indes keine Motorjacht gekauft, scherzt Markus Mann – sondern stattdessen zum Beispiel eine Wärmerückgewinnungsanlage für die Pelletpressen angeschafft. Die Investition dafür betrug allein fast eine halbe Million Euro.

Um aus den Holzspänen, die im benachbarten SEO-Sägewerk der WWP anfallen, Pellets zu machen, werden sie mit hohem Druck verpresst. Sie werden dabei mit dem Faktor eins zu sechs verdichtet. Durch den Vorgang entsteht Wärme – wie stets, wenn Material zusammengedrückt wird. Was, nebenbei, auch notwendig ist, damit die Pellets zusammenhalten. Mit 90 Grad Celsius verlassen die WWP die Presse anschließend – die Holzpellets haben in dem Moment also neben ihrem Brennwert auch eine Menge Wärmeenergie in sich. Damit sie lager- und transportfähig sind, müssen sie allerdings auf höchstens 30 Grad abgekühlt werden.

Die Differenz zwischen 90 und 30 Grad Temperatur der Pellets macht der neue Kontaktkühler nutzbar, der die Wärme aus den Pellets zurückgewinnt: Sie wird eingesetzt, um den Spänetrockner der WWP zu beheizen. Darin wird den Holzspänen vor dem Pressen Feuchtigkeit entzogen, 400 Liter je Tonne, da sie ohne diesen Schritt für die Weiterverarbeitung zu feucht wären.

Eine weitere Investition in Höhe von fast einer Million Euro, die mit den aktuellen Gewinnen möglich wurde, ist eine neue Trockenkammer, die gerade aus silbrig im gleißenden Sonnenlicht blitzenden Aluminiumwänden auf dem Betriebsgelände in Langenbach errichtet wird. Mit ihr wird eine erhöhte Fertigungstiefe erreicht: Die Produkte des WWP-Sägewerkes können damit veredelt werden, indem die Trocknung – ganz ohne Einsatz von Chemie wie bei einer Imprägnierung – die Haltbarkeit des Schnittholzes erhöht. Zudem verhindert die Temperaturbehandlung zuverlässig, das sich noch irgendwelche Käferlarven oder -eier in den Brettern befinden könnten.

Die neue Trockenkammer in Sichtweite der Pelletsilos. Fotos: Schmalenbach

Die neue Wärmerückgewinnung, die die heiße Luft aus den frisch gepressten Pellets für den Spänetrockner liefert, sorgt dafür, dass die zuvor für diese Anlage eingesetzte (AB-)Wärme aus dem WWP-eigenen Biomasse-Kraftwerk in der Trockenkammer genutzt werden kann.

Doch auch dessen ungeachtet, erscheint die Anschaffung des Kontaktkühlers sinnvoll: Vor seinem Einbau haben die Pellets bei ihrem Abkühlvorgang nämlich im Grunde Westerwälder Luft erwärmt. Die Energie ist „in den Himmel“ gegangen und so ohne Nutzung vernichtet worden. Der neue Wärmetauscher ist somit ein weiterer Baustein, der die Energieeffizienz – die in der von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ausgerufenen „Zeitenwende“ eine gemeinsame Aufgabe für uns alle ist – ganz konkret bei der täglichen Herstellung der Westerwälder Holzpellets erhöht.

Mannschaft und Material für Sicherheit

Die Dinger scheinen ein ordentliches Gewicht zu haben. Markus Mann kann eines davon nur mit ganzer Kraft ins Metallregal in einer Halle auf dem Gelände der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) hieven. „Das sind Ersatz-Kolben für den Spilling“, ächzt er. Der „Spilling“, das ist ein Motor des gleichnamigen Herstellers, in welchem 330 Grad heißer Dampf, den die WWP in ihrem Biomasse-Heizkraftwerk erzeugen, über eben solche Kolben in vier Zylindern einen Generator antreibt, der so „grünen“ Strom produziert. „Muss ein Kolben ausgetauscht werden, steht die Anlage länger – wenn man kein Ersatzteil zur Hand hat“, erläutert Mann.

„Habt ihr noch?“ Diese telefonische Frage hören die Mitarbeiter der „Westerwälder Holzpellets“ momentan vielfach am Tag. Dabei geht es um Holzpellets als lose Ware wie in Säcken, mit der die Anrufer in der kommenden Heizsaison ihre Stube warm halten wollen.

Bewusst wurde der Bestand an Ersatzteilen deutlich ausgeweitet, wie Markus Mann berichtet. Fotos: Schmalenbach

Die sorgenvolle Erkundigung nach der Lieferfähigkeit wurzelt offenbar unter anderem in der Erfahrung von Verbrauchern, die erleben, dass ihr früherer Lieferant keine Holzpellets mehr bringen kann. Daher wächst die Furcht, dass die heimische Heizung im nächsten Winter kalt bleiben könnte.

„Wir stellen allmählich fest, dass in unserem Umfeld scheinbar einige Kollegen-Betriebe nicht lieferfähig sind“, erklärt WWP-Chef Markus Mann die Ursache für die vermehrten Anrufe bei seinem Unternehmen, in denen es um die Verfügbarkeit des CO2-armen Brennstoffs geht. „Wir haben unsererseits schon vor einem halben Jahr umstellen müssen auf eine veränderte Praxis bei der Versorgung: Unsere Stammkunden werden grundsätzlich beliefert. Erstbefüllungen von Neukunden übernehmen wir natürlich ebenso.“ Doch alle anderen ergänzt Mann, dürften nicht darauf bauen, in jedem Fall Westerwälder Holzpellets zu bekommen (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete).

Aber warum gibt es überhaupt einen Mangel, betrachtet man den deutschen Pelletmarkt insgesamt? „Die Lücken, die durch andere Produzenten entstehen, lassen sich nicht ohne Weiteres schließen“, betont der WWP-Chef. Es dauere schlichtweg, neue Pelletwerke zu bauen. Bei einigen Pelletierern sorgten Brände in jüngerer Vergangenheit dafür, dass sie die gewohnten Mengen derzeit nicht mehr erzeugen können. Es gibt also schlicht Ausfälle in der Produktion.

Ein weiterer Grund für die Verknappung scheint der Rückgang der Auftragseingänge in der Sägeindustrie zu sein: Wenn weniger gesägt wird, fallen weniger Sägemehl und Hackschnitzel an. Das erhöht die Rohstoffpreise bei der Pelletherstellung und erzeugt einen zusätzlichen Engpass. „Hinzu kommt, was Sie in der ‚Wäller Energiezeitung‘ schon einmal berichtet haben, dass nämlich die Mengen, die vor dem Krieg aus Russland, der Ukraine und Belarus nach West-Europa importiert wurden, ausfallen“, fügt Mann an. Diese summierten sich alleine auf etwa 3,5 Millionen Tonnen Holzpellets im Jahr.

Und dann ist da noch das enorme Wachstum im Segment Holzpellets, das im Zuge der notwendigen Energiewende immer größer wird: Die Anzahl der Pelletfeuerungen in Deutschland hat sich binnen eines Jahrzehntes mehr als verdoppelt, wie Zahlen des „Deutschen Energieholz- und Pelletverbandes“ ausweisen. Ferner steigt die Nachfrage nach Holzpellets wegen der Gasknappheit in Deutschland an: Etliche Haushalte, in denen eine Gaszentralheizung installiert ist, schaffen zusätzlich einen Pelletofen an – um im Fall der Fälle damit heizen zu können, wenn es gar kein Gas mehr geben sollte, worauf der Bundeswirtschaftsminister momentan fast täglich in den „Tagesthemen“ vorbereitet. Industrieunternehmen erhöhen den Nachfragedruck ebenso. Denn Firmen, die für ihre Fertigung bisher Erdgas in einer Rostfeuerung nutzten, versuchen, sich durch die Umstellung auf Holzpellets ebenfalls unabhängiger zu machen von dem fossilen Energieträger.

Sieht die “Westerwälder Holzpellets” gut gerüstet für den Winter: Markus Mann.

„Während der ‚Corona‘-Hochphase haben die Leute das Klopapier-Lager quasi vom Regal im Laden in ihren eigenen Keller oder die Vorratskammer verlagert. Dann war das Regal leer, aber der Keller voll. Bei den Pellets wird jedoch nicht nur das Lager umgeräumt – wir haben zusätzlichen Verbrauch“, gibt Markus Mann zu bedenken. „Der Mehrbedarf kann jedoch nicht mit einem Fin- gerschnippen mit dem Bau von neuen Pelletwerken aufgefangen werden.“

„Wir sehen uns für unsere Heimat, für die Region gut gerüstet!“, antwortet der WWP-Geschäftsführer auf die Frage, wie es um das Lager seines Unternehmens bestellt sei. So entstehe kaum zehn Kilometer Luftlinie entfernt ein neues Pelletwerk am Standort der „Holzindustrie Hassel“, „dessen Ware wir in Zukunft komplett vermarkten dürfen“, stellt er in Aussicht. „Kurzfristig für die nächste Saison löst das einen möglichen Engpass indes noch nicht – das muss man auch so sagen. Wenn jemand in der Mittelgebirgsregion von Westerwald, Sauerland, Taunus mit Pellets heizen will, wird das dennoch gut klappen. Es sind hier einige große Pelletwerke im Entstehen oder in Betrieb und werden erweitert – in der direkten Nachbarschaft ein Wettbewerber bei Neuwied, dann eben die ‚Sägeindustrie Hassel‘, im Sauerland ist ebenfalls ein großes neues Werk beim Sägewerk Pieper entstanden. Somit kann sich derjenige hier wohlfühlen, der gerne mit Pellets heizen möchte.“

Allerdings nur dann, wenn die bereits vorhandenen Werke ihre theoretischen Produktionskapazitäten auch praktisch dauerhaft ausschöpfen können. Und da kommt der „bleischwere“ Kolben wieder ins Spiel: „Wir sind heute bei einem Ersatzteilbestand im Wert von fast zwei Millionen Euro“, schildert Markus Mann. „Einfach nur, um immer jeden Tag zu funktionieren – wir versuchen möglichst alles, das kaputtgehen könnte, einmal in Reserve im Werk zu haben, um ein defektes Teil schnell selbst ersetzen zu können und so unseren Betrieb und damit die Lieferfähigkeit zu sichern. Aufgrund einer sehr gut geschulten Mannschaft im mechanischen wie elektrischen Bereich fühlen wir uns auf diese Weise sehr sicher: Wir haben zu den Ersatzteilen im Lager eine hohe Eigenkompetenz und Kapazität, so dass wir im Fall der Fälle nicht erst auf Dritte warten müssten. Durch die tolle, flexible Mannschaft, die es nicht leid wird, manches Mal zu unmöglichen Zeiten den Betrieb am Laufen zu halten, profitieren unsere Kunden, weil sie es im Winter warm haben werden.“

Uwe Schmalenbach

Strom von MANN hilft der E-Mobilität in Bonn

Nicht nur beim „Anschub-Sponsoring“ der ersten Biogasanlage auf dem Hubertushof von Matthias Müller (siehe Seite 2): Immer wieder hilft der von „MANN Naturenergie“ gelieferte Ökostrom, innovative Projekte zu fördern, die die Energiewende voranbringen. Ein aktuelles Beispiel ist die finanzielle Unterstützung für neue Ladeinfrastruktur im Bereich der Stadtwerke Bonn (SWB).

„BonnNatur Strom“ ist das Produkt der Stadtwerke in der Bundesstadt am Rhein, das zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammt. „MANN Naturenergie“ ist Partner von „BonnNatur Strom“ und trägt dafür Sorge, dass jede in Bonn bezogene Kilowattstunde sich stets vollständig aus Wind- und Sonnenenergie sowie mittels Wasserkraft erzeugter elektrischer Energie speist.

Der Westerwälder Energieversorger ist ein „Label-Nehmer“ von GSL: Das „Grüner-Strom-Label“ garantiert Ökostrom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen. Ein Umetikettieren von Atomstrom ist ausgeschlossen. GSL wacht im Prinzip zusätzlich zu MANN darüber, dass der Grünstrom „echter“, also physikalisch gekoppelter ist – und nicht nur auf dem Papier durch bilanzielle Darstellung „grün“ wird.

Außerdem kann mit dem Strom, den MANN unter dem GSL-Siegel liefert, immer wieder die Energiewende vorangebracht werden: Ein Teil des Preises für den MANN-Strom mit GSL-Siegel geht in die Förderung und den Ausbau der regenerativen Energienutzung. GSL hat dafür Kriterien aufgestellt, Wirtschaftsprüfer kontrollieren, dass die Mittel nur anhand derer verwendet werden.

Im Fall von „BonnNatur Strom“ werden aktuell durch die Kooperation mit „MANN Naturenergie“ 20 Prozent der Kosten für neue Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität über GSL gefördert. Und das sogar unabhängig davon, ob es daneben eine weitere Förderung gebe, vom Land Nordrhein-Westfalen etwa, wie Thomas Solbach vom Vertrieb bei „MANN Naturenergie“ darlegt.

Die Bonner Stadtwerke unterstützen mit dem Programm sowohl den Aufbau öffentlicher Ladepunkte, die die Stadt selbst an diversen Plätzen aufgestellt hat und im laufenden Jahr noch platzieren wird. 260 sollen es im Stadtgebiet bis Ende 2022 sein, hinzukommen werden laut Unternehmensangaben bis dahin 14 öffentliche DC-Schnelllader. Ebenso profitiert jedoch der private Endkunde, der eine Wallbox in seine Garage oder an die Hauswand schrauben lassen möchte. Auch Heimanlagen werden mit 20 Prozent bezuschusst, wie Thomas Solbach hervorhebt.

Yvonne-Ina Feldger