Ein perfekter Platz für die Spedition

„Wir Manns kommen nicht über den Schulweg in Langenbach hinaus“, scherzt Thomas Mann, „alles fing in Nummer 2 an, in 10 bin ich aufgewachsen, jetzt lebe ich in 12. Und wir landen dann irgendwann im Schulweg 20 – da ist der Friedhof.“ Gleich am Anfang dieser Straße war es, wo Emil Mann mit einem gebrauchten Lkw der „Nationalen Automobil-Gesellschaft“ 1925 sein bescheidenes Fuhrunternehmen gründete – und damit letztlich den Grundstein legte für die Spedition von Enkel Thomas Mann und ebenso für die von seinem Bruder Markus geleiteten „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) sowie „MANN Naturenergie“. Doch am 7. Oktober ist Thomas Mann „ausgezogen“, die Spedition an einen anderen Standort verlegt worden. Haben die beiden lange auf dem selben Grund und Boden arbeitenden Brüder nun Streit, wie verschiedentlich gemutmaßt wird?

Beim gemeinsamen Interview mit seinem Bruder Markus (siehe https://www.mann-energie.de/blog/2022/12/9/markus-und-seine-mnner-breiten-sich-aus) lacht Thomas Mann nur, darauf angesprochen, ob der Umzug der Spedition etwas mit dem Verhältnis zueinander zu tun hätte: „Wir sind am Morgen noch bei einem Freund gewesen, der heute 60 Jahre alt wird, und haben ihm gratuliert – gemeinsam, natürlich.“ Wie beide Manns schildern, sei es bei der Veränderung, die dazu geführt hat, dass das „Fuhrunternehmen“ aus dem Schulweg nach 97 Jahren erstmals nicht mehr dort beheimatet ist, allein um organisatorisch und ökonomisch kluge Entscheidungen gegangen, die dem Wachstum bei den WWP Rechnung tragen.

Thomas Mann freut sich: Am neuen Standort gibt es viel Platz für seine Mitarbeiter und die Lkw. „Wir sind echt aufgestiegen“, sagt er, „nicht nur die 30 Höhenmeter vom einstigen Standort im Schulweg hier herauf, sondern auch, was den Komfort der Arbeitsumgebung angeht.“ Fotos: Schmalenbach

In der Trift im Osten Langenbachs: Zwischen dem ehemaligen Truppenübungsplatz Daaden auf dem 654 Meter hohen „Stegskopf“ und dem die Ortsgemeinde südlich begrenzenden Langenbach hat es früher häufig laut geknallt und gekracht. Gleichwohl nicht wegen Schießübungen der Bundeswehr. Vielmehr kam im dortigen Basaltsteinbruch Sprengstoff zum Einsatz, im „Brecher“ wurden die Felsbrocken anschließend mit viel Getöse zerkleinert.

1979 wurde der Steinbruch stillgelegt, denn noch immer vorhandene Basaltvorkommen hätten auf dem Areal des Truppenübungsplatzes abgebaut werden müssen, was gleichwohl unmöglich war. 1985 wurde die einstige Grube so zum „Langenbacher Weiher“, an einer Zufahrt zum Gelände erinnert eine alte Lkw-Waage heute noch an die Gewinnung des für den Westerwald so typischen Gesteins.

Für die Wartung der Lkw und anderer Fahrzeuge der Spedition sind zwei Gruben in der Werkstatt schon vorhanden gewesen.

Wenige Meter weiter – dort mag zu Steinbruchzeiten zum Beispiel dessen Brecheranlage oder Silo gestanden haben – hat die Spedition MANN im Oktober eine Liegenschaft bezogen, die vormals das Busunternehmen Knautz nutzte. „Hier war alles vorhanden und nach drei Jahren Stillstand auf Knopfdruck funktionstüchtig, von der Heizung bis zur Glasfaser-Netzwerktechnik“, freut sich Thomas Mann, der neue Hausherr in der Trift. Er übernahm – für eine Spedition ist sie extrem wichtig – dabei eine große Hoffläche zum Rangieren und Abstellen der Lkw und für vier Dutzend Container, die dort als Vorrat für Kunden vorgehalten oder in Langenbach repariert werden.

In den Hallen auf dem Gelände am alten Steinbruch gab es bereits beim Einzug eine Reihe Einrichtungen, die die Speditions-Leute bestens gebrauchen können: zwei Gruben in einer Werkstatthalle etwa, um komfortabel an der Unterseite der Fahrzeuge arbeiten zu können, ein direkt angrenzendes Ersatzteillager oder auch eine große Waschstraße. Ein Laufkran „schwebt“ auf Schienen unter dem Dach, „falls wir mal schwere Lasten heben müssen“, nickt Thomas Mann zufrieden. Ein optimal zugeschnittenes Bürogebäude für die Verwaltung der Spedition war obendrein vorhanden und bezugsfertig. Über eine Richtfunkverbindung zum vielleicht 800, 900 Meter Luftlinie entfernten Firmengelände von „MANN Naturenergie“ ist die Firma von Thomas Mann weiterhin mit demselben Netzwerk sowie der früheren Telefonanlage des Hauses verbunden und konnte die Durchwahlen mitnehmen, die zuvor im Verwaltungsgebäude im Schulweg gültig waren.

„Das ist wirklich perfekt hier für uns. Genug Platz für alle Anforderungen – wir konnten überdies das Reifenlager hier einrichten, das früher sehr beengt in der Halle 2 bei den ‚Westerwälder Holzpellets‘ untergebracht werden musste“, erläutert der Speditionschef und zeigt auf Regale mit vielen Rädern. Dort lagern die Sommer- beziehungsweise Winterreifen für die elektrischen Firmenfahrzeuge, die sein Bruder Markus angeschafft hat und den Mitarbeitern von „MANN Naturenergie“ und WWP zur Verfügung stellt, damit diese ihren CO2-Fußabdruck auf dem Arbeitsweg verringern können (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete).

Thomas Mann im Reifenlager, wo auch die Räder für die WWP-Elektro-Autos aufbewahrt werden.

Selbst hier, zwischen „Conti Wintercontact“, „Michelin Primacy“ und diversen anderen Pneus, ist also vom angeblichen Zerwürfnis der beiden Brüder wenig zu sehen; im Gegenteil, für die WWP würden hier zukünftig selbstverständlich ebenso deren Silo-Lastwagen gewartet, unterstreicht Thomas Mann. Und in drei Tagen, wenn Hausmeister Tomeck, die „gute Seele“, die viele Dinge in Schuss hält bei allen MANN-Unternehmungen, seinen „Vierzigsten“ begeht, wollen Thomas und Markus Mann seiner Einladung folgen und zur Feier gehen – und abermals gemeinsam gratulieren.

Uwe Schmalenbach