Ein Highlight: Lösungen aus dem Westerwald

Einzelne Programmpunkte zum Thema habe es auf vorangegangenem Konferenzen der Wirtschaftsjunioren zwar bereits gegeben, ein eigenes Event zur Klimawirtschaft, zur Frage also, wie Ökologie und Ökonomie verbunden werden können, sei jedoch ein Novum, betont Nils Schuster von den Wirtschaftsjunioren (WJ) Westerwald-Lahn. Die Organisation hat zum „Climate Summit Highlight-Event“ eingeladen. Für diese Premiere hat sie sich „MANN Naturenergie“ als Partner und deren Firmensitz als Veranstaltungsort ausgesucht. Dort soll der Frage nachgegangen werden, wie Wirtschaft neu gedacht werden kann und muss, um die Zukunft nachhaltig gestalten und auch in Zeiten des Klimawandels erfolgreich im Wirtschaftskreislauf tätig sein zu können.

Markus Mann gibt den Wirtschaftsjunioren Einblicke in den Betrieb.

Die Wirtschaftsjunioren Deutschland sind als Landes- und Kreisverbände organisiert. Führungskräfte und Unternehmer im Alter von bis zu 40 Jahren sind darin zusammengeschlossen, bundesweit gebe es nach eigener Darstellung über 10.000 Mitglieder. Diese wollten Verantwortung für die Zukunft übernehmen, „der jungen Wirtschaft eine Stimme geben“ sowie den Austausch und die Entwicklung junger Unternehmer und Führungskräfte fördern.

Der zum Verein gehörende Kreisverband Westerwald-Lahn verfügt über gut 100 Mitglieder. „Der Markus und ich haben uns mal auf einem Wirtschaftstag kennengelernt“, erzählt Kreisverbandssprecher Nils Schuster (Anm. d. Red.: Gemeint ist „MANN-Naturenergie“-Chef Markus Mann). „Er hat vorgeschlagen, doch mal eine Betriebsbesichtigung zu machen – und nun ist ein ganzer Tag hier in Langenbach daraus geworden!“ Denn, so Schuster weiter, jeder nachhaltig wirtschaftende Unternehmer müsse sich des unausweichlichen Themas annehmen, wie wirtschaftliches Wachstum mit ökologischer Verantwortung in Zeiten des Klimawandels zusammengebracht werden kann – so, wie es Markus Mann Zeit seines Unternehmerdaseins tue, weshalb der Veranstaltungsort ideal sei für den „Climate Summit“.

Dieses von ihm im vergangenen Jahr auf Bundesebene der WJ ins Leben gerufene Format diene dazu, „zu informieren und sensibilisieren und auch zu gestalten als junge Wirtschaft“, führt Matthias Winter aus. Das jetzt erstmals organisierte „Highlight-Event“, das er ebenfalls entwickelt hat, sei quasi ein „losgelöstes Projekt im Projekt“. Mit diesem wolle man dem Thema Reaktion auf den Klimawandel und nachhaltige Wirtschaft Nachdruck verleihen, dessen Wichtigkeit mit einem eigenen Tag unterstreichen.

Die Premiere bei „MANN Naturenergie“, so wird der stellvertretende WJ-Landesvorsitzende von Rheinland-Pfalz an deren Ende urteilen, sei ein Erfolg. Das „Vorzeigeunternehmen“ (Winter), das als Gastgeber, Sponsor und „Anschauungsobjekt“ fungiert, passe einfach perfekt zur Idee von nachhaltigem Unternehmertum, erklärt er.

Im Workshop von Malvine Klecha (4. von links) gehen die Teilnehmer der Frage nach, wie man anhand von „Sustainable Development Goals“ (SDGs) die Unternehmensstrategie neu ausrichten kann.

Aber was heißt nachhaltiges Unternehmertum? Was können Industriebetriebe, Handwerker oder kleiner Mittelstand tun, um weiterhin Wertschöpfung zu generieren, jedoch klimaschonend(er) zu arbeiten? Beispielsweise im Workshop zu einer „Zukunftsvision 2050“, bei einer politischen Diskussionsrunde oder beim Netzwerken sollen dazu auf dem Langenbacher „Highlight-Event“ Ideen gefunden und ausgetauscht werden.

Dazu passt der von Markus Mann geführte Betriebsrundgang hervorragend, der ebenfalls auf dem Programm des „Climate Summits“ steht. Die nachhaltige Verarbeitung von Rundholz, bei der die stoffliche Nutzung stets weit vor der energetischen steht und Sägenebenprodukte ebenso verwertet werden, beeindruckt die Wirtschaftsjunioren genauso wie der Umstand, dass das Langenbacher Unternehmen aufs Jahr gesehen ebenso viel Strom selbst erzeugt, wie es verbraucht: 9,5 Gigawattstunden.

„Es geht bei unserem heutigen Programm vor allem um Lösungen! Man fängt natürlich immer mit den Problemen an, aber am Ende des Tages wollen wir mit Lösungen nach Hause gehen. Und Markus Mann zeigt mit seinem Unternehmen wunderbar, wie man mit bereits praxistauglichen Lösungen im Alltag nachhaltig arbeitet“, sagt Matthias Winter.

Matthias Winter ist Initiator des „Climate Summits“.

Er und seine Vereinskollegen lassen sich vor Ort unter anderem vorführen, wie „MANN Naturenergie“ und „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) ihren Großspeicher einsetzen, um Energie für Momente zu bevorraten, in denen Ökostrom knapp und der Strompreis hoch ist. Oder wie die ohnehin vorhandenen Fassaden der Pelletsilos, die zunächst allein als Lagerstätte des Brennstoffs dienten, inzwischen mittels unüblicherweise vertikal angebrachter Photovoltaikmodule zum Grünstrom erzeugenden Kraftwerk geworden sind.

Svenja Genuttis-Wiebalck aus dem WJ-Bundesvorstand ist selbst Unternehmerin und nimmt Anregungen aus dem Westerwald mit an die Nordseeküste. Fotos: Schmalenbach

„Es ist eine tolle Veranstaltung mit ganz, ganz vielen tollen Akteuren und Gesprächen“, urteilt Svenja Genuttis-Wiebalck während der Betriebsbesichtigung. Sie habe es darum nicht bereut, den Weg aus Bremerhaven zurückgelegt zu haben und in den Westerwald zum „Climate Summit“ angereist zu sein.

Genuttis-Wiebalck ist Ressortleiterin Unternehmertum im Bundesvorstand der Wirtschaftsjunioren. An der deutschen Nord- seeküste ist sie selbst unternehmerisch tätig, leitet ein Handwerksunternehmen für Sanitär- und Heizungstechnik in der Hafenstadt. In Langenbach habe sie Anregungen erhalten, die man mitnehmen könne in den eigenen Betrieb. „Das ist ja auch die Chance aller Gewerke: dass wir Hand in Hand arbeiten und über den eigenen Tellerrand hinausschauen!“ Dies jedoch sei noch nicht die Sichtweise aller im Handwerk Tätigen, darum seien Anregungen wie die, die das „Highlight-Event“ gebe, wichtig. „So etwas muss man unbedingt nutzen – man erhält tolle Einblicke, knüpft wertvolle Kontakte. Das kann ich jedem nur empfehlen! Es hat sich definitiv gelohnt, hierher zu kommen“, unterstreicht Genuttis-Wiebalck.

Uwe Schmalenbach