„Mit 33 ist die Sache erledigt“

Klaus ist einer der drei Instruktoren, die sich den ganzen Tag über ausgesprochen engagiert um die Besucher aus dem Westerwald kümmern. Mit ihm sprach Uwe Schmalenbach über die Ziele, die er mit seiner Arbeit verfolgt.

Mit bemerkenswerter Ausdauer und Geduld gibt Instruktor Klaus den Fahrern Hinweise per Funk. Fotos: Schmalenbach

Am Ende geht es doch bei allen Übungen heute im Grunde um eine Erkenntnis: Die Fahrphysik hat trotz aller elektronischen Helfer immer noch ihre Grenzen, weil die Haftung auf der Fahrbahn endlich ist und Seitenführungskräfte immer in Konkurrenz zu anderen Kräften stehen. Das hat sich, trotz aller Assistenzsysteme, noch immer nicht geändert und ist im Grunde wie einst beim VW „Käfer“, richtig?

Als wir beide früher Autofahren lernten, waren das völlig „nackte“ Fahrzeuge. Wir mussten noch ein gutes Gefühl im rechten Fuß haben. Wenn du ein gebremstes Ausweichen fahren wolltest, musstest du natürlich die Bremse lösen, um lenken zu können. Das ist heute dank ABS anders – ein riesiger Vorteil. Ich kann maximal auf der Bremse verzögern, das Auto bleibt – ich sage bewusst: bedingt – lenkbar. Aber wenn ich das Auto „überlenke“ auf der Bremse, muss das ABS erst einmal ein Stück die Bremsleistung zurücknehmen, um das Lenken zu ermöglichen. Und das wird nachher bei einer Übung noch eine spannende Geschichte werden, zumal wir auf einer Fläche unterwegs sein werden, die noch etwa zehn Prozent Haftung aufweist, was in etwa einer festgefahrenen Schneedecke nahekommt.

Du hast vergangene Zeiten angesprochen. Da lernte man im Sicherheitstraining noch, dass es beim Ausbrechen des Autos hilfreich ist, auszukuppeln. Das geht mit Elektroautos nicht mehr. Gibt es sonst sicherheitsrelevante Unterschiede zwischen „klassischem“ Pkw und einem E-Mobil?

Natürlich kann es unter Umständen hilfreich sein, wenn ich auskuppele. Dann habe ich das Schleppmoment des Motors ein Stück weit ausgeschaltet.

Also ist ein Elektroauto hier im Nachteil, weil das nicht geht?

Im Automatiksektor haben wir ebenso keine Möglichkeit, auszukuppeln! Aber die Teilnehmer heute sind mit ihren Elektroautos auch ohne Kupplung in der Lage, ein Fahrzeug abzufangen. Ohnehin haben die meisten Autofahrer nicht auf dem Schirm, was man alles beachten kann in Extremsituationen. Du darfst eines nicht vergessen: es sind Wimpernschläge an Zeit, in denen sich ein Über- oder Untersteuern ankündigt. Ob ein Fahrer da noch ans Auskuppeln denkt… Er wird wahrscheinlich damit beschäftigt sein, an der Lenkung zu arbeiten. Dabei wäre, im Schaltwagen wie dem Elektroauto, aber ein Tipp wichtig: Immer dahin schauen, wo ich hinfahren will. Der Hintergrund ist, ich lenke auch dahin, wo ich hingucke!

Der erfahrene Ausbilder wünscht sich, dass auch Fahrer modernster E-Autos berücksichtigen, dass die Grenzen der Physik selbst von den besten Assistenzsystemen nicht überschritten werden können.

Wie bist du persönlich eigentlich zum Fahrsicherheitstraining gekommen – du bist schon länger als zwei Jahrzehnte dabei, richtig?

Ja. Ich habe in jungen Jahren eine klassische Ausbildung als Kfz-Mechaniker absolviert, danach eine Meisterprüfung gemacht, war zehn Jahre in der Aus- und Weiterbildung für die DEKRA unterwegs (Anm. d. Red.: eine Sachverständigenorganisation im Bereich Prüfung und Zertifizierung, die auch die Pkw-Hauptuntersuchung anbietet). Dann hat meine jüngste Tochter eines Tages gesagt: „Mensch, Papa, mach‘ doch das, was du kannst: Autofahren! Da oben am ‚Nürburgring‘ ist doch so ein Zentrum – vielleicht suchen die jemanden.“

Was passierte dann?

Ich habe die Anregung meiner Tochter tatsächlich aufgegriffen, bin hier vorbeigefahren, das Fahrsicherheitszentrum lag auf meinem Nachhauseweg. Ich habe gefragt, ob sie Bedarf an Personal hätten. Zufällig war es ein Zeitpunkt, zu dem die Antwort „ja“ lautete! Ich habe eine Bewerbungsmappe abgegeben, und nachdem die gut ankam, wurde ich, mit zehn anderen Bewerbern, darunter einige aus dem professionellen Rallyesport, zu einer Sichtung eingeladen. Ich konnte mich durchsetzen und habe hier so meine Ausbildung machen können.

Was ist dein Ziel heute, was sollen die Teilnehmer von „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) und „MANN Naturenergie“ am Abend an Erkenntnis mit in den Westerwald mitnehmen?

Die Teilnehmer sollten aus meiner Sicht zwei Dinge mit nach Hause nehmen: Erstens „Der Tag hat mir Spaß gemacht“. Und ich bin zufrieden, wenn sie zweitens außerdem mitnehmen, wie wichtig der Faktor Reifen sowie die Geschwindigkeit ist – wir haben das gesehen (Anm. d. Red.: (Anm. d. Red.: siehe „Auslöser aller Probleme ist die Geschwindigkeit“): 30 in der Kurve gehen, mit 33 ist die Sache erledigt.